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Warum ich WhatsApp bewusst nicht mehr nutze

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  • Sollte die Aufmerksamkeitsspanne der Amöbe länger als 1 Millisekunde betragen, so möchte ich mich hier gleich entschuldigen.

Vielleicht ist dies ein Thema, das nicht unbedingt auf einem Blog wie diesem zu suchen hat. Trotzdem wollte ich hier ein paar Worte dazu schreiben. Nicht nur, weil ich in den vergangenen Tagen ein YouTube Video gesehen habe zu einem kleinen Experiment, sondern weil ich das ganze schon vor knapp 6 Jahren erlebt habe, was im Video gezeigt wird.

In dem Video war die Ausgangssituation eigentlich, dass man einfach mal schauen wollte, was passiert, wenn man 100 Tage auf Whatsapp verzichtet. Das Ergebnis des Tests war dann auch genau das, was mich damals dazu gebracht hat, mich von Whatsapp zu lösen. Im Gegensatz zu dem Experiment habe ich dies aber mit Ansage gemacht. Was aber absolut nichts gebracht hat.

Werde hier nun ein paar Punkte nennen, die einige von euch vielleicht kennen. Vielleicht habt ihr später Lust und würdet mir eure Einstellung zum Thema in den Kommentaren schreiben. Bin neugierig, was ihr dazu zu sagen habt.

Nachrichten aus Langeweile ohne Sinn

Eines der Punkte waren einfach die Unmengen an sinnlosen Nachrichten, die man erhalten hat. Oft war es einfach nur ein „Wie geht’s“ oder „Hi“. Mit einer kurzen Antwort in Form von „Gut“ war das Gespräch auch schon wieder vorbei. Bilder wie der neue Hund ins Gras kackt oder der Tampon in der Nase, waren da sogar schon die vernünftigeren Nachrichten. Zu dem Zeitpunkt gab es zum Glück noch keine Storys. Diese hasse ich heutzutage noch mehr wie die sinnlosen Nachrichten.

Das schlimmste, was ich allgemein an Messengern hasse, das man alles mit einer endlosen Kette an Nachrichten ausdiskutieren muss. Ein kleiner Anruf von einer Minute langt in den meisten Fällen aus, um alles zu klären. Stattdessen wird über stunden hin und her geschrieben. Ich möchte das einfach nicht mehr.

Da in der EU so ziemlich jeder WhatsApp nutzt, ist die Chance auch groß, das deine 500 Kontakte auch dabei sind. Sobald du in der Liste von WhatsApp auftauchst, geht das Gebimmel los. Dies hat einfach so überhandgenommen, dass ich es nicht mehr nutzen wollte.

Kontakte, die keine sind

Der große Vorteil, wenn man jemand über die Nummer finden kann ist, das man sich keine Nutzernamen oder sonstiges merken muss. Immerhin hat man die Nummern ohnehin im Smartphone gespeichert. Sobald jemand neues dazu kommt, sieht man, ob er den Messenger nutzt oder nicht. Genauso kann man auch einfach Nummern durchtesten und Menschen damit ärgern.

Sobald du in eine Gruppe gelandet bist, mit 20 oder mehr unbekannten Kontakten, so wurde auch deine Nummer mit angezeigt. In meinem Fall endete dies damit, das ich plötzlich von knapp 80 Menschen angeschrieben worden bin, warum dies oder jenes passiert sei. Nur, weil eine Person etwas gehört und dies mit mir in Verbindung gebracht hat. Das ich keinen von diesen Menschen jemals gesehen habe, war denen egal.

Kommunikative Verblödung

Messenger an sich sind eine tolle Sache. Du kannst Nachrichten senden, die der Empfänger später lesen und beantworten kann. Bilder sind auch toll, um eventuell schnell was zeigen können. Alles schön und gut, wenn das Problem nicht wäre, dass einige anscheinend nur noch über Messenger erzählen wollen. Dies dann aber immer, wenn mal eine Sekunde Zeit ist, die Nachricht zu tippen. Ansonsten wird auf die eintreffenden 500 Nachrichten schnell ein Emoji oder damals ein Smiley gesendet.

Das große erwachen war bei mir, als ich privat ein Bierchen getrunken habe mit zwei Jungs. Da war nichts mehr von einer Diskussion zu sehen. Ständig hingen die Gesprächspartner am Handy und haben ihre Nachrichten beantwortet. Ganze Sätze waren nicht mehr möglich mit den Personen in meinem Umkreis.

Oft wurden auch einfach Sätze nicht wahrgenommen, weil die Aufmerksamkeitsspanne der einer Amöbe gleich gekommen ist. Sollte die Aufmerksamkeitsspanne der Amöbe länger als 1 Millisekunde betragen, so möchte ich mich hier gleich entschuldigen.

Da die komplette Kommunikation inzwischen Digital und per Whatsapp zu jeder Zeit möglich ist, hat man sich einfach keine Gedanken mehr gemacht, was man sagen soll geschweige den wie. Es war einfach immer möglich und zu jeder Zeit. Hier verliert man in meinen Augen einfach das Gefühl für seine Mitmenschen. Ein kleines Gespräch zu führen, war und ist ein Unding.

Seien wir mal ehrlich. Da haben wir 30+ Chats offen mit allerlei Menschen. Schreiben jeden Tag mit ihnen, aber im Gegensatz dazu sehen wir sie wie oft? Ein oder zweimal im Monat? Und was schreiben wir den mit Ihnen? Eigentlich nur Unsinn und zwischendrin mal ein Link zu weiterem Blödsinn.

Aus den Augen aus dem Sinn

Das wirklich schlimmste, was vorgefallen ist, nachdem Whatsapp gelöscht worden ist, war dann die absolute Ruhe. Es hat sich absolut niemand mehr gemeldet. Nachdem mein Name nicht mehr in der Liste zu sehen war, wurde man vergessen. Es ist einfach so als würdest du verschwinden.

Eine Person sagte mir auf Nachfrage, dass ich ja nicht erreichbar sei. Man könnte mir ja weder Nachrichten senden noch einen Anruf tätigen. Wie sollte man den hier Kontakt halten? Die Nummer war noch gespeichert, aber in Whatsapp ging einfach nichts. Der Versuch ihm zu erklären, dass er einfach anrufen könnte verwunderte. Das sein Handy auch normale Anrufe kann, war ihm nicht bewusst. Ebenso das er auch eine SMS oder E-Mail hätte senden können. Dadurch das er nur alles über Whatsapp macht, ist ihm alles andere egal.

Das die besagte Person nur knapp 500 Meter weiter weg wohnt, hat er auch nicht bedacht. Er hätte auch ganz einfach vorbeikommen können und einmal Hallo sagen. Genauso wie bei den anderen ist dies aber mit zu viel Arbeit verbunden. Man möchte zwar wissen, was passiert, aber bitte alles ohne Arbeit.

Jeder muss für sich entscheiden

Für mich war die Löschung von Whatsapp ein Segen. Diese ständigen Nachrichten, wo du eigentlich nicht haben möchtest, waren Geschichte. Leider habe ich in diesem Augenblick auch festgestellt, wer wirklich meine Freunde waren. Persönlich hatte ich in Whatsapp immer Kontakt zu knapp 15 Personen. Nur 1 ist danach geblieben. Alle anderen haben gesagt, dass der normale Kontakt einfach zu stressig und mit viel Zeit verbunden wäre. Diese Zeit sich für mich zu nehmen möchten sie nicht. Wer nicht normal über App kommunizieren möchte, der hat einfach Pech.

Die Selbstdarstellung hat einfach so stark zugenommen, dass ich damit nicht mehr belästigt werden möchte. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Messenger, wenn man sie im normalen Umfang nutzt. Alles kein Problem. Die Erwartung, das du auch jedem deine Nummer gibts, den du 2 Sekunden gesehen hast, ging mir auch so auf die Nerven. Selbst unbekannte Menschen wollten meine Handynummer, damit sie sich bei mir melden können, wenn was ist. So erlebe ich es fast täglich bei der Arbeit. Einfach, weil keiner mehr sich um andere Kommunikationswege schert. Einfach, weil sie Kommunikationsfaul geworden sind.

Nutze privat selbst nur Signal, E-Mail, SMS und Anrufe eben. Für den Bereich auch genügend Wege, um sich zu melden in meinen Augen. Für die virtuelle Welt gibt es dann noch Discord und Mastodon. Das war es. Mehr wird es auch nicht mehr geben. Seitdem wirklich nur die wichtigen Menschen darüber erreichbar sind, ist das Seelenleben auch leichter geworden.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er bestimmte Dienste nutzen möchte oder nicht. Für mich waren am Ende die negativen Punkte nicht mehr tragbar. Was ich danach bekommen habe, war am Anfang wirklich erst einmal ein kleiner Schock, aber auf lange Sicht wirklich Gold wert.

Update: Hier das Video, welches mich zu 100% daran erinnert, wie es bei mir damals war. Kann dies 1zu1 genauso wiedergeben.

Quelle
Beitragsbild von PixabayYouTube Kanal von @dechangeman

Sanel

Gründer von nerdjunk.de und vollkommen planlos in die Erstellung gegangen. Liebt Manga, Anime, Games, Movies und vieles mehr, womit man seine Zeit sinnlos füllen kann. Spaß muss es machen. Die Zeit für das Hobby fehlt, aber daran sind wie immer die anderen Schuld.

11 Kommentare

    1. Die Beiträge werden nicht mehr in voller Länge ins Fedi gepostet. Ich habe mich dazu entschlossen, weil nur Antworten im Blog zu lesen sind, die auf den originalen Post geantwortet werden. So gab es dann antworten die auf dem Blog nicht zu sehen waren oder aus dem Zusammenhang gerissen waren.

  1. @nerdjunkblog zum Beitrag, ich finde ihn gut, wenn mir WhatsApp so auf den Keks gehen würde, hätte ich es wohl aus so gehandhabt. Glücklicherweise haben meine Nummer nur ne handvoll Menschen und die telefonieren auch lieber, als zu schreiben. Finde dieses sinnlose hin- und hergeschreibe extrem nervig, aber am schlimmsten waren früher Sprachnachrichten, ellenlang, nichtssagend, absolut nervtötend.

    Mit dem heutigen Umgang bin ich zufrieden, es wird sehr sporadisch genutzt.

  2. Ich kann so viel davon nachvollziehen. Ich nutze Whatsapp nur noch für meine „Nachbarschaft“. Der Rest wird gnadenlos Ignoriert.
    Leider bekomme ich meine Nachbarin, bzw auch Kinder und Mann nicht dazu überzeugt, zu einem weniger Meta verseuchten Messenger zu wechseln. Es ist durchaus Praktisch, wenn man mal ne Nachbasrchaftsgruppe hat. Das mit dem „Aus dem Augen, aus dem Sinn“ kann ich soo gut nachvollziehen. Ich hatte mein Facebook Account gelöscht und war plötzlich für so viele Leute unsichtbar geworden.. Unfassbar einfach.

    1. Danke dir für das Teilen deiner Erfahrungen.
      Facebook habe ich zum Glück nie benutzt. Es ist einfach nur schade, dass alles von einem Dienst abhängig gemacht wird. Früher ging es auch ohne. Vielleicht haben wir ja Glück und es ändert sich in Zukunft etwas.

  3. @nerdjunkblog
    Ich habe das erwähnte Youtube-Video auch angesehen und dem Creator auch meine Gedanken hinterlassen.

    Ich verzichte auf alles, was zu Meta gehört. Die Strukturen im Hintergrund erschüttern mich.

    Ich besitze nur Signal-und die Nr haben auch nur eine Handvoll Leute.
    Manchmal führt es zu unschönen Diskussionen wie letztens in einer sich neu gegründeten Buchklub-Runde. "Wie, du bist nicht bei WA? Ähm, wie erreicht man dich dann??" 😐
    Hm, Mail, Anruf, SMS??
    Eine sagte klar, dass sie

    1. @nerdjunkblog
      Wegen mir nicht extra eine App runter laden wolle. Sprich, ich erlebe viele da als sehr bequem. Und da hier die Treffen eh real statt finden, braucht es das auch nicht.

      Ergo: wichtiges Thema, was Du da aufgebraucht hast!

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