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Was macht eigentlich eine Insulinpumpe?

Seitdem ich selbst Besitzer einer Insulinpumpe geworden bin, werde ich oft gefragt, was den nun dieses Ding genau macht. Für viele ist eine Pumpe ein Anzeichen dafür, dass der Diabetes richtig schlimm ist. Oder sagen wir einfach es ist für viele einfach eine Möglichkeit zu sehen, das man selbst Diabetiker ist. Jemanden zu erklären, dass Diabetes keine schwere oder leichte Form hat, ist aus meiner Erfahrung nicht möglich. Deshalb ist auch dieser Beitrag, entstanden, um euch ein wenig zu zeigen, was eine Pumpe für uns Diabetiker ändern kann.

Warum überhaupt eine Pumpe, wenn es auch ohne geht?

Das ist recht simpel und einfach erklärt. Eine Pumpe erleichtert uns das Leben um einiges. Hier könnte ich euch auch fragen, warum du ein Auto nutzt? Du kannst doch auch einfach zu Fuß gehen oder dein Fahrrad schnappen und zum Einkaufen zu fahren. Sich täglich mindestens 3–6 Insulininjektionen zu geben und mindestens dreimal in den Finger zu stechen, ist auch nicht unbedingt die Erfüllung unseres Lebens. Aber das soll hier erst mal nicht das Thema sein. Die Insulinpumpe kann in bestimmten Fällen den Blutzucker in Zaum halten, wo einige Diabetiker verzweifeln. So auch in meinem Fall.

Hatte einmal erwähnt, dass ich ein sogenanntes „Dawn Phänomen“ habe. Dieses sorgt dafür, dass mein Blutzucker zwischen 4 Uhr morgens und 6 Uhr morgens in die Höhe schießt. Bis zu meinem 38 Lebensjahr hieß das, für mich jeden Tag um ca. 5 Uhr aufstehen und Blutzucker messen und Insulin reinjagen. Mit der Pumpe konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben einfach weiter schlafen. Das mit fast 39 Jahren. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie toll das war.

Aber kommen wir nun eigentlich dazu, was die Insulinpumpe eigentlich macht.

Dein externes Organ

So und nicht anders kann man das kurz beschreiben. Die Insulinpumpe übernimmt sozusagen die Funktion der defekten Bauchspeicheldrüse. Diese wird einfach mit einer kleinen Nadel mit dir verbunden. In meinen Fall habe ich mich für eine Pumpe entschieden, die mit einem Infusionsschlauch funktioniert. Es gibt auch sogenannte Patch Pumpen, die einfach wie ein Pflaster aufgeklebt werden. Ausgestattet mit einem 3 ml Reservoir für das Insulin, kann sie mich ca. 3 Tage lang mit Insulin versorgen. Damit die Pumpe dich nicht direkt über den Jordan jagt, müssen hier ein paar Vorbereitungen getroffen werden.

Start mit dem Grundbedarf

Für den Start der Therapie muss natürlich erst einmal ein Anfang geschaffen werden. Da jeder Mensch unterschiedlich ist, benötigt auch jeder eine andere Menge an Insulin. Wie bei einem gesunden Menschen wird durch die Insulinpumpe eine definierte Menge an Insulin in der Stunde abgegeben. Dabei gilt grundsätzlich, dass man mittags weniger benötigt wie am Morgen oder am Abend. Dies hat einfach biologische Gründe, da der Körper sensitiver ist auf das Insulin in der Mittagszeit. Im optimalen Fall wäre das Ziel, dass ihr auch ohne zu essen einen konstanten Blutzucker halten könnt. Zielwert für die Therapie ist hier 110 mg/dl. Für Menschen wie mich gibt es dann als Beispiel einfach zwischen 4 und 6 Uhr morgens eine etwas erhöhte Insulinabgabe.

Werte ermitteln für Mahlzeiten

Ich weiß nicht, ob es bei euch auch so ist, aber gelegentlich muss ich mal was in mich stopfen. Sprich, man muss etwas essen. So toll unsere Insulinpumpe auch ist, so weiß sie leider nicht, dass wir etwas essen müssen. Aus diesem Grund müssen wir unseren Be-Faktor bzw. KH-Faktor ermitteln. Das bedeutet eigentlich nichts anderes als die Menge an Insulin zu ermitteln, die 12 Gramm Kohlenhydrate (BE = Broteinheit) oder 10 Gramm Kohlenhydrate (Kohlenhydrat Einheit) neutralisieren kann. Hier ist es das Ziel nach ca. 2–3 Stunden den gleichen Wert zu haben, wie vor dem Essen. Simpel nicht wahr.

Ein weiterer wichtiger Punkt hierbei ist auch die Möglichkeit, dass die Pumpe automatisch einen Bolus abgeben kann. Bolus bedeutet nichts anderes als ein Nachschub an Insulin bzw. Abgabe an Insulin, welches benötigt wird. Als Beispiel, wenn wir Kohlenhydrate zu uns nehmen, die den Zucker erhöhen.

Ebenso wird in der Therapie der Korrekturfaktor ermittelt. Dabei geht man davon aus, dass eine Einheit Insulin den Blutzucker um einen bestimmten Wert senken kann. Dies muss man wirklich einmal mit Try&Error austesten. Hier fängt man in der Regel bei 30 mg/dl an. Solltet ihr als mit einem zu hohen Blutzuckerwert essen wollen, so wird die Pumpe nach Eingabe der Kohlenhydrate automatisch noch eine Extraportion abgeben, um den Wert auf 110 mg/dl zu senken. Sofern alles richtig ermittelt worden ist, braucht ihr keine Angst haben, das etwas schiefgeht.

Nun steht dem Programmieren der Pumpe nichts mehr im Wege. Zusammenfassend hier einmal, was man eingeben muss, um in jeder Stunde sich wohlzufühlen. Bei anderen Herstellern sieht es ähnlich aus.

  • Menge an Insulin, die in der Stunde abgegeben wird. Dabei wird jede 5 Minuten ein kleiner Teil abgegeben.
  • BE/KH Faktor, damit ihr vor dem Essen nur die Menge an Kohlenhydrate eingeben müsst. Berechnung macht die Pumpe der Einheiten an Insulin automatisch.
  • Korrekturfaktor, um eventuell einen zu hohen Zucker abzufangen.

Glukosesensor hilft hier ebenfalls weiter

Sofern eine Pumpe fähig ist, sich mit einem Glukosesensor zu koppeln, kann euch viel Arbeit abgenommen werden. Genauso kann es euch aber auch extrem viel ärger bereiten. Wie gut es funktioniert hängt natürlich ab, wie genau ihr eure Faktoren ermittelt habt. Die Pumpe kann sich hier nur an den von euch hinterlegten Werten orientieren.

Der Glukosesensor sendet in meinem Fall jede 5 Minuten den aktuellen Wert an meine Pumpe. Diese vergleicht dann anhand der Daten, die sie hat, ob ein Eingreifen nötig ist. Ist noch aktives Insulin vorhanden? Ist der Zucker zu niedrig? Ist er zu hoch? Sie entscheidet dann, ob eventuell die stündliche Insulingabe gestoppt, gesenkt oder sogar erhöht werden sollte. Sollte die Pumpe merken, dass der Zucker immer weiter steigt, kann sie auch einen Bolus abgeben und euch einfach eine definierte Menge an Insulin direkt reinjagen.

Damit ihr selbst auch nicht Überblick verliert, gibt es direkt auf dem Bildschirm alle Informationen, die Ihr benötigt. Euer Verlauf des Blutzuckers, die Menge an noch vorhandenem Insulin, euren derzeitigen Blutzuckerwert, aktives Insulin und vor allem in welchem Modus sich die Pumpe befindet. Somit könnt ihr auch schnell Entscheidungen treffen, wenn ihr der Pumpe nicht ganz traut.

Ich möchte nicht mehr ohne leben

Eine Pumpe ist wirklich eine wahnsinnig tolle Erfindung, auf die ich nicht verzichten möchte. Sie hat alleine in den ersten 6 Monaten meinen Langzeitwert um 20 % verbessert. Was aber nicht heißt, dass sie keine Arbeit macht. Ganz im Gegenteil. Einige Dinge sind einfach angenehmer geworden und andere wiederum sind einfach schlimmer geworden. Dadurch das die Pumpe dir eigentlich alles abnimmt, vergisst du leicht viele Grundlagen, die du früher aus dem Effeff kantest. Nur, weil sie einmal eingerichtet ist, heißt das nicht, dass du jetzt alles links liegen lassen kannst. Oft gibt es Tage, da muss ich während der Arbeit die Insulingaben anpassen, da sie mich komplett aus den Latschen kippen lassen würde. Sie erkennt nun mal leider nicht alle Gegebenheiten.

Für solche Dinge gibt es auch Profile, die du einrichten kannst, für z.b freie Tage oder Spätdienst. Für mich gibt es bedauerlicherweise keine passende Einstellung, da meine Arbeit nicht berechenbar ist. Von absolut langweilig bis Hardcore körperliche Arbeit ist alles vorhanden. Deshalb gibt es bei mir drei Profile, die angepasst sind und der Rest durch die Korrektur hoffentlich ausgeglichen wird. Was aber auch nicht immer funktioniert.

Aber um ehrlich sein, macht mir das nichts aus. Dank Pumpe und Sensor muss ich mich heute nicht mehr wie früher mindestens 10 Mal am Tag stechen, sondern sehe alles auf einem Blick. Die Zeit zum Wechseln des Sensors und frisch machen der Pumpe sind zwar nervig, aber kosten weniger Zeit und nerven wie damals ohne. Sie passt nun mal in Situationen auf mich auf, in der ich keine Möglichkeit habe, es selbst zu tun. Dafür opfere ich gerne jede 3 Tage 20 Minuten und gewinne dafür mindestens 4 Stunden für mich, da ich nicht bei allem zu 100 % selbst darauf achten muss.

Hoffe, es war nicht zu chaotisch geschrieben. Es gibt doch einige Zusammenhänge, die man leider schwer einzeln besprechen kann. Hier greifen so viele Sachen ineinander, da kann man leicht die Orientierung verlieren. Solltet ihr Fragen haben, bin ich gerne für euch da und freue mich über Rückmeldung von eurer Seite.

Sanel

Gründer von nerdjunk.de und vollkommen planlos in die Erstellung gegangen. Liebt Manga, Anime, Games, Movies und vieles mehr, womit man seine Zeit sinnlos füllen kann. Spaß muss es machen. Die Zeit für das Hobby fehlt, aber daran sind wie immer die anderen Schuld.

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