Rhythm Games sind absolut großartig
Yosunai Avatar
08.12.2025 -

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Vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, ein paar Videospiel-Genres auszuprobieren, die mir sonst so gar nicht liegen oder vor denen ich mich trotz moderatem Interesse immer etwas gedrückt habe. Meistens lag es daran, dass diese Genres einfach eine hohe Frustrationsrate bei mir auslösen können. Angefangen habe ich damit, mich in Guilty Gear: Strive einzufinden und auch mal ranked online zu spielen. Das hat bisher ganz gut geklappt und ich spiele jetzt Abends gerne mal eine Runde online, wenn ich für Story-Games zu müde bin. Mein zweiter großer Berg sind Rhythm-Games. Wenn man Videos von guten Spielern sieht, hat man immer direkt das Gefühl, dass diese Menschen (?) mehr als 5 Finger pro Hand haben und vermutlich 100% ihres Hirns nutzen können, um diese wilden Armeen aus Noten zu treffen. Diese Top-Spieler sind aber natürlich nicht die Realität für jeden normalen Spieler und so wurde mir sehr schnell nach dem Start klar, dass diese Spiele doch ziemlich einsteigerfreundlich sein können.

UNBEATABLE-Demo – 2 Knöpfe reichen schon, um mich zu überfordern

Ich möchte direkt zum Start dieses Beitrags ehrlich mit euch sein. Dieser Text ist eigentlich nur eine Ablenkung für mich, um diesen Tag irgendwie rum zu bekommen. Morgen erscheint Unbeatable als volles Spiel und ich bin im letzten Monat absolut süchtig nach dieser Demo geworden. Fast jeden Tag habe ich mindestens 2 Songs in der Demo gespielt und habe jetzt kurz vorm Launch sogar 2 Songs auf einer der höheren Schwierigkeitsstufen „Unbeatable“ überlebt. Nur mit einem C Rank und viel zu vielen Einbrüchen im Rhythmus, aber der Rank steht neben dem Song und macht mich unglaublich stolz. Genau darum geht es auch bei diesem Unternehmen: Skills aufbauen und die Verbesserung spüren.

Aber jetzt mal nicht so schnell. Worum geht es bei UNBEATABLE vom Entwickler D-CELL GAMES eigentlich? Kurz gesagt ist es ein Spiel, in dem Musik illegal ist und du Verbrechen begehen musst. Es ist absolut Punk, hat einen wunderschönen Anime-Look und die Musik fühlt sich nostalgisch nach den 2010ern an. Das Spiel hat einen Story-Modus und einen Arcade-Modus. Die Story in der Demo ist ein schöner, ca. 45 Minuten langer Start für eine Geschichte voller emotionaler und ruhiger Momente. Der Arcade-Modus hingegen ist sofortiges, pures Dopamin. Es spielt sich wie ein typisches Rhythm-Game. Keine Story-Einschnitte, ein schneller Start. Einfach Song auswählen, Schwierigkeitsgrad auswählen und sofort wird es Zeit, den Noten aufs Maul zu hauen. Aufs Maul hauen? Ganz genau. In UNBEATABLE werden die Noten deftig verprügelt. Jede getroffene Note löst einen für mich mittlerweile entspannenden Schlag-Sound aus.

Das komplette Rhythmus-Gameplay lässt sich auf 2 Knöpfe herunterbrechen. Oben und Unten, egal welche Tasten man dafür auswählt. Wie bei jedem guten Skill-Based Spiel fängt es ganz langsam an, aber dann kommen die ersten höheren Schwierigkeitsgrade und plötzlich ist mein Kopf so an den Bildschirm gefesselt, dass ich nach ein paar Songs meine Augen erst einmal kurz runterfahren muss, um weiterspielen zu können. UNBEATABLE fordert sehr viel Konzentration. Noten kommen während der Songs nicht nur von Oben und Unten, sondern in kurzen Abschnitten auch von Links und Rechts gleichzeitig. Das sorgt dafür, dass man nicht nur einen kleinen Bereich auf dem Bildschirm im Auge behalten muss, sondern plötzlich noch mehr Fokus von den Augen abverlangen muss. Es ist aber auch genau dieser Fokus, der mich so an diese Demo fesselt. Natürlich lernt man Teile des Songs und der Beat-Map auswendig, aber dieser schnelle Wechsel von den Seiten oder der Weitblick mit Noten von beiden Seiten ist ein unglaublich harter Dopamin-Schub und in jedem Song ein kleines Wachrütteln, wenn die Augen müde von den 1000 Noten werden.

Clone Hero und YARG – Gitarren-Controller verknoten meine Finger

Nachdem UNBEATABLE im November um einen Monat verschoben wurde und ich so langsam mehr Abwechslung als die Demo-Songs gesucht habe, bin ich über Clone Hero gestolpert. Ihr kennt es sicher noch von früher, diese coolen Gitarren-Controller, Guitar Hero und Rock Band und Leute, die „Through the Fire and Flames“ auf höchster Schwierigkeit ohne Fehler durchgespielt haben. Clips davon gab es früher zuhauf. Ich fand das Zuschauen immer super cool, aber kam nie in den Genuss dieser Spiele, da ich meine Eltern nicht überzeugen konnte, Geld für Spiel + Controller auszugeben. Umso größer wurden dann meine Augen, als ich Clone Hero und später YARG entdeckte. Es sind Community Projekte, die das Gameplay mit dem Gitarren-Controller (und den anderen Rock Band Instrumenten) aufrecht erhalten und noch viel besser, das Veröffentlichen von eigenen Beat-Maps von der Community möglich gemacht haben. Man kann also einfach loszocken und dann gewünschte Songs einfach als Beat-Map aus dem Internet runterladen. Als ich das erste Mal auf so eine Download-Seite geschaut habe, ist mir fast die Kinnlade heruntergefallen bei der großen Auswahl.

Da ich früher nie die originalen Spiele probiert habe, konnte ich noch nicht wissen, wie gut ich darin wäre oder wie viel Spaß es mir machen würde. Da ich manchmal nicht die besten finanziellen Entscheidungen treffe, habe ich mir einen modernen Gitarren-Controller bestellt und dem ganzen einfach mal eine Chance gegeben. Zumindest sind die Spiele und Songs kostenlos. Für weitere Finanz-Tipps, fragt mich bitte nicht.

In Clone Hero und YARG kommen die Noten in 5 Linien, die jeweils farbig markiert sind. Man könnte theoretisch also alle 5 Finger benutzen, um die Knöpfe zu treffen. Mit der Dehnbarkeit der Finger wird es dabei etwas schwieriger, meistens kommt man effektiv an 4 Tasten und muss dann etwas wechseln. Auch mit 4 Tasten ist mein Hirn schon derartig überfordert und ich verdrücke mich noch immer regelmäßig in längeren Songs. Aktuell spiele ich noch auf Easy, bin aber langsam dabei mich an Medium heranzutasten. So ein Gitarren-Controller ist für mich viel schwieriger zu bedienen als gedacht, aber der Spaß ist trotzdem immer vorhanden. Aktuell nutze ich Clone Hero noch komplett ohne Custom Hintergründe, da es am einfachsten ist, sich auf die Tasten zu konzentrieren, wenn keine Animationen oder Bilder als Ablenkung dienen. Auch ohne Hintergrund bewegt sich durch die Noten schon genug.

Fortschritt fühlt sich gut an, Versagen aber auch.

Während meiner Zeit mit der UNBEATABLE Demo und Clone Hero, ist mir eine wichtige Sache nochmal richtig klar geworden. Wenn wir uns weiterentwickeln möchten und neue Skills aufbauen möchten, müssen wir auch mal richtig versagen. Man kann sich gerade in Rhythm-Games super an die hohen Schwierigkeiten herantasten. Um meinen ersten Song auf dem „Unbeatable“ Schwierigkeitsgrad zu schaffen, habe ich bestimmt 10+ mal in verschiedenen Songs auf dieser Schwierigkeit versagt. Als ich dann endlich einen Song geschafft habe und ein Muster verstanden habe, konnte ich mich nicht zurückhalten und hab laut gejubelt. Mein Herz war am Rasen und ich hab es direkt stolz meiner fast schlafenden Frau berichtet.

Versagen in solchen Spielen hat einen viel stilleren Effekt. Man sieht Muster, die auf den ersten Blick komplett überfordernd wirken und versagt 1,2 oder vielleicht auch 10 mal daran. Aber der Kopf rattert, während das „Game Over“ noch über den Bildschirm flackert. Er verarbeitet diese Muster und denkt darüber nach. Ein böses Zick-Zack Muster in Unbeatable hat bei mir konsequent dafür gesorgt, dass meine Finger verknoten und ich das komplette Muster verfehle. Nach einigen Malen ging es in meine Finger über und jetzt kriege ich diese Muster in den meisten Songs problemlos hin. Genau dafür fühlt sich das Versagen gut an, weil ich weiß, dass ich jetzt die Möglichkeit bekomme, dieses Hindernis zu überwinden. Wenn ihr mal irgendein cooles Rhythmus-Spiel seht, probiert es doch einfach mal aus. Und schaut euch unbedingt UNBEATABLE an. Das Spiel ist pures Dopamin.

Quellenangaben

  • Das Titelbild ist ein selbst aufgenommenes Bild meines Gitarren-Controllers
  • Der Unbeatable Screenshot ist ebenfalls selbst aufgenommen via Steam
  • Das Bild aus Clone Hero ist ein selbst aufgenommener Screenshot

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Yosunai

Nerdig, nonbinary und von Natur aus neugierig. Von mir kommen hier Beiträge zu ziemlich verschiedenen Themen. Meistens Dinge, die mich begeistern. Ich sammle Artbooks, Schallplatten mit Videospiel-Soundtracks und Hatsune Miku Figuren. Über Austausch und Diskussion freue ich mich immer sehr!

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