
Die Schülerin Misaki Suzuhara besucht die erste Klasse der Mittelschule und lebt bei ihrer Tante. Eines Tages kommt sie mit dem Spiel »Angelic Layer« in Kontakt, bei dem man sich eine kleine Puppe nach eigenem Geschmack ausstatten und innerhalb eines Layers zum Leben erwecken und beliebig steuern kann. Auf Turnieren treten die Spieler an, um den Besten oder die Beste in der Steuerung der Puppen zu ermitteln. Ein geheimnisvoller Mann, den Misaki kennenlernt, ist davon überzeugt, dass sie das Zeug hat, zur Meisterin in »Angelic Layer« zu werden.
Verlag: Carlsen Manga
Bände: 5 (abgeschlossen)
Genre: Battle-Manga, Comedy, Science Fiction
Demografie: Shōnen
Altersempfehlung: 12+ Jahre
Erschienen: Juli 2001 – April 2002
Eine Manga-Liebe, die bleibt
Als ich Anfang der 2000er begann, Manga nicht nur zu leihen, sondern selbst zu sammeln, gehörte „Angelic Layer“ von CLAMP zu den ersten Reihen, die ich mir ganz bewusst ausgesucht habe, ohne den Einfluss eines Anime. Warum es genau dieser Titel wurde, weiß ich heute nicht mehr, aber ich erinnere mich noch, dass ich ihn immer und immer wieder gelesen habe.
Inzwischen ist meine Sammlung gewachsen, doch auch heute lese ich „Angelic Layer“ immer noch gerne. Die Reihe erschien ursprünglich zwischen 1999 und 2001, wirkt jedoch erstaunlich zeitlos – modern, klar erzählt und emotional zugänglich wie eh und je.



Mehr als ein typischer Battle-Manga
„Angelic Layer“ wurde von dem renommierten Künstlerinnenkollektiv CLAMP geschaffen und erzählt in fünf Bänden die Geschichte von Misaki Suzuhara, die neu in Tokyo ankommt und dort in die faszinierende Welt von Angelic Layer eintaucht – ein Spiel bei dem ferngesteuerte Puppen (Angel) in Kampfarenen (Layer) gegeneinander antreten. Was zunächst wie ein typischer Battle-Manga klingt, entpuppt sich schnell als feministische Neuinterpretation des Genres mit starken emotionalen und sozialen Untertönen.
Die Handlung folgt der Struktur des „Gerechten Wegs“ oder auch „Königsweg“: Die Hauptfigur kämpft mit Komplexen, zeigt im Spiel dann Mut und Enthusiasmus und wächst über sich hinaus. An ihrer Seite die besten Freunde, die sie immer unterstützen und eine Menge rivalisierender Personen, die es zu bezwingen gilt und schließlich zu neuen Verbündeten werden. Am Ende wartet die Konfrontation mit einem Elternteil, das lange Zeit abwesend war. Das dürfte jedem bekannt klingen, doch trotz dieser vertrauten Muster gelingt es CLAMP, frische Akzente zu setzen.
Eine der größten Stärken liegt in der Protagonistin selbst. Misaki ist klein und hegt deswegen Komplexe – ein Thema, das eher Jungs beschäftigt, hier jedoch durch ein Mädchen vertreten wird. Statt ihre Unsicherheiten durch ihren Angel Hikaru zu kompensieren, gestaltet sie diesen bewusst klein, was in den Matches zwischenzeitlich als Nachteil erscheint. Doch mit Beobachtungen, Einfallsreichtum und der Unterstützung von Tamayo und Kotaro entwickelt sie Techniken, mit denen sie die mangelnde Größe und Stärke nutzt.
Die Botschaft ist klar: Es ist okay, wie du bist – und du kannst trotzdem über dich hinauswachsen.
CLAMP dreht hier nicht nur traditionelle Geschlechterrollen um, sondern denkt diverse Tropen des Genres um und vermittelt damit eine andere Botschaft. Auch in der Dynamik der weiblichen Figuren lässt sich das erkennen. Die Rivalinnen begegnen einander mit Respekt, feiern gegenseitige Erfolge und unterstützen sich. Heute würden sie als „Girls’ Girls“ bezeichnet werden – eine erfrischende Darstellung weiblicher Solidarität und das im männlich dominierten Battle-Manga-Genre.
Natürlich ist „Angelic Layer“ auch ein Produkt seiner Zeit. Einige humoristische Szenen – etwa rund um Onkel Ichan oder Ojiros Kommentare – wirken aus heutiger Sicht befremdlich. Glücklicherweise nehmen diese Szenen nur wenig Raum ein und trüben das Lesevergnügen kaum.
Stilwandel mit Wirkung
Auch optisch geht CLAMP mit „Angelic Layer“ neue Wege. Im Vergleich zu früheren, oft verspielt-detaillierten Werken ist der Zeichenstil hier deutlich reduzierter: Klare, kräftige Linien, schlanke Designs und eine visuelle Sprache, die ganz auf Tempo und Dynamik setzt. Die Matches sind flott und zugleich gut lesbar.
Es wird auf komplizierte Powerlevel-Systeme oder überladene Technik-Erklärungen verzichtet, sodass ein zugänglicher und emotionaler Erzählfluss bleibt. Und obwohl der Stil deutlich technischer wirkt, leidet die emotionale Wirkung keineswegs. Im Gegenteil: Gefühle werden hier klar, direkt und wirkungsvoll vermittelt.



Stärken und Grenzen der Kompaktheit
Ein kleiner Wermutstropfen ist die Kürze der Reihe. Fünf Bände sind für eine Geschichte mit Turnierstruktur ungewöhnlich knapp bemessen. Zwar wirkt die Handlung dadurch angenehm fokussiert und kommt ohne Längen aus, doch mir sind die Figuren sehr ans Herz gewachsen, weshalb ich gerne noch mehr von ihrem Miteinander verfolgt hätte. Aber vielleicht ist es gerade diese Kompaktheit, die den Manga so stark macht. Kein Kapitel ist überflüssig, kein Match ohne Bedeutung.
Ein Manga für alle
„Angelic Layer“ macht vor allem eins: Spaß. Nicht nur den Figuren beim Spielen, sondern auch den Lesenden. Meines Erachtens ist es ein Titel für Mädchen und Jungs und jede Person, die einfach Spaß beim Lesen haben möchte.
Zwar ist die Reihe heute nur noch gebraucht erhältlich, und auch die deutsche Übersetzung zeigt ihr Alter– dennoch: Wer die Gelegenheit hat, sollte diesem Titel eine Chance geben. Er verdient es, wiederentdeckt zu werden!
PS: Aktuell erscheinen in Japan alle Werke von CLAMP nochmals als Premium Collector’s Edition. „xxxHolic“ hat es bereits durch Egmont nach Deutschland geschafft und „Magic Knight Rayearth“ erscheint nächstes Jahr bei Carlsen Manga. Ich hoffe so sehr, dass „Angelic Layer“ auch in diesen Genuss kommt.
PPS: Manga und Anime folgen einer unterschiedlichen Prämisse. Wer zu der Entscheidung kommt, den Anime zu schauen, wird eine etwas andere Story erfahren.



Diesen Beitrag haben wir von Norrsken erhalten.
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klingt wirklich gut. Ich muss echt mal wieder xxxHolic lesen und vielleicht schauen.
komischerweise habe ich heutzutage ein größeres Problem Manga in älteren Zeichenstil zu lesen als früher. 5 Bände gehen auch. Danke für die sympathische Empfehlung. Echt guter Gastbeitrag.
@sam4000 @nerdjunkblog xxxHolic habe ich glaube noch nie als Anime geschaut. 🤔 Bei Werken von CLAMP habe ich immer das Gefühl, dass der Anime nicht den Manga nacherzählt, sondern ein eigenes Ding macht. Wertungsfrei gemeint.
Spannend, dass du heute mit älteren Zeichenstilen mehr Probleme hast. 😲 Frage mich, wie das zustande kommt.
Danke für auf jeden Fall für das Lob. 🤗 Falls du dazu kommst, Angelic Layer zu lesen, freu ich mich zu sehen, wie du es findest.
@Norrsken @nerdjunkblog
soweit Ich mich erinnere ist der Anime weitgehend fillerfrei und hält sich deutlich mehr an den Manga.
Problem ist halt, das die Serie nur noch als als DVD Qualität online zu finden ist. Physische (Deutsche, UK, US) Versionen sind alle vergriffen und digital finde ich nur die naja Raubkopie Qualität.