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Steam Early Access – Spielspaß-Perlen der Zukunft

Ich weiß, dass sehr viele Spieler dem „Early Access“ Programm von Steam eher skeptisch bis negativ gegenüber stehen. In den mittlerweile 12 Jahren, wo es dieses Angebot schon gibt, habe ich auch schon mehr als einmal richtig in die Tonne gegriffen und nie ein fertiges Spiel für mein Geld erhalten. Trotzdem zieht es mich ganz oft zu diesen unfertigen Spielen, da in diesen ungeschliffenen Spielspaß-Diamanten so viel Potential steckt. Die Zahl an gekauften Early Access Titeln kann ich über die Jahre ehrlich gesagt gar nicht mehr zählen. Aber mal ganz kurz, falls ihr das Programm noch gar nicht kennt.

Was ist denn eigentlich „Early Access“ auf Steam?

Eigentlich sagt der Titel schon den größten Faktor von diesem Programm aus: Entwickler können Spiele auf Steam verkaufen, die sich noch in der Entwicklung befinden. Dadurch können Projekte finanziell abgesichert werden und die Spieler erhalten den aktuellen Stand des Spieles. Für die Transparenz füllen die Entwickler eine Fragenliste aus und beschreiben den aktuellen Stand des Spieles, mögliche Ziele und potentielle Veränderungen. Ob sich am Ende daran gehalten wird oder ob das Spiel vielleicht doch in eine andere Richtung geht, ist damit aber nicht garantiert. Leider gibt es durch dieses Programm in seltenen Fällen Projekte, die nur für einen schnellen Taler verkauft werden und dann nie vollendet werden, wodurch viele Spieler natürlich misstrauisch sind. Ich möchte heute aber mal kurz zwei sehr positive Beispiele dieses Programms beleuchten, um euch die Begeisterung näher zu bringen, die Entwicklung eines Spiels aktiv begleiten zu können.

Ultrakill – Höllisches Chaos

Das Gameplay und Feeling von Ultrakill in Text-Form zu beschreiben, ist irgendwie unfair. Selbst als Screenshot, den ich hier gerne einfügen würde, wäre das Gefühl von absolutem Chaos einfach nicht fair an euch rüber gebracht. Deswegen teile ich hier lieber einfach mal einen Trailer für das neue Update, dass die komplette Optik vom Spiel nochmal überarbeitet hat. Ultrakill ist so ein bisschen wie ein Hirn auf einer viel zu hohen Dosis an Koffein, Taurin und vielleicht härteren Dingen, die ich aufgrund von fehlender Erfahrung nicht genauer benennen kann. Ich beobachte dieses Spiel schon eine ganze Weile, hab es vor ein paar Monaten erst selbst gekauft und halte mich immer noch etwas zurück, vollkommen in diesem Spiel zu versinken.

Ultrakill ist komplette Überforderung und Überladung an Effekten, was aber trotzdem nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung zu einem wahnsinnig coolen Spielgefühl wird. Der Hauptcharakter „V1“, eine durch Blut betriebene Maschine, schießt sich durch die verschiedenen Bereiche der Hölle, pariert dabei quasi alles mit der Faust, selbst seine eigenen Schüsse. Zwischendurch werden dann Münzen in die Luft geworfen und mit dem Revolver beschossen, auf Raketen geritten und der ein oder andere riesige Boss wird auch mal schnell geplättet. Die Community für dieses Spiel ist bereits ziemlich groß und ich hoffe, dass es zum vollen Launch ein Spektakel der Zerstörung wird. Den Soundtrack möchte ich auch nochmal kurz erwähnen, denn dieser ist bereits einer meiner absoluten Favoriten aller Zeiten mit den perfekten Pausen für ruhige Momente und dann wieder die absoluten Banger für die Bosse und so manche Level. Es ist an sich einfach ein toller Boomer-Shooter und die Domain der Webseite des Spiels (devilmayquake.com) sagt eigentlich genau das nötigste über das Spiel aus.

Die Updates für Ultrakill brauchen immer eine ganze Weile um zu erscheinen, aber hier kommt für mich ein großer Faktor und meine präferierte Version von Early Access Updates: Jedes Update ist ziemlich massiv. Statt alle Features schnell in kleinen Bündeln in das Spiel zu patchen, wird alles in große Updates zusammengefasst. So weiß der Spieler dann auch, dass bei den großen Updates auch immer eine ordentliche Menge neuer Inhalte in die Spiele kommt und man muss nicht enttäuscht nach 40 Minuten das Spiel wieder ausmachen, weil man direkt mit allem Content durch ist. So eine Release-Methode kommt natürlich stark auf das Spiel an, aber bei Ultrakill empfinde ich es als genau richtig.

Abiotic Factor – Survival of the Smartest

Dieser Eintrag entsteht eigentlich nur, weil meine Frau und ich aktuell in diesem Spiel versinken. Es steht aber auch als Beispiel für so viele Survival-Spiele, die im Early Access sind und sich über die Jahre der Entwicklung zu tollen Spiele-Erfahrungen transformieren. In Abiotic Factor seit ihr ein neuer Mitarbeiter in einer riesigen Basis irgendwo im Nirgendwo. Natürlich, wie wäre es auch anders möglich, läuft euer erster Tag schon während der Einweisung schief und die komplette Basis wird auf den Kopf gedreht. Monster laufen herum, Portale in andere Welten öffnen sich und die Power wird auch in regelmäßigen Abständen kurz ausgeschaltet, was an sich gar nicht so das Problem wäre. Wenn man nicht gerade um sein Überleben kämpft.

Dieses Setting ist so wundervoll merkwürdig und chaotisch, aber auch überraschend passend für ein Survival-Spiel. Wo bekommt ihr euer Essen? Es gibt jetzt nicht so viele Büsche oder Tiere zum Jagen, wenn ihr gerade mehrere hundert Meter unter der Erde seid. Aber der wundervolle Snack-Automat rettet euch Anfangs das Leben. Genauso wie Wasserspender. Zudem habt ihr noch die bereits erwähnten frei laufenden Monster, die man zerhacken kann. Aber Vorsicht sei geboten, die sind teilweise etwas radioaktiv. Abiotic Factor stellt dieses Genre schön auf die Probe. Es gibt später noch viele Möglichkeiten, an Ressourcen zu kommen. Aber gerade der Anfang fühlt sich nach einem Survival Spiel in einer ganz eingeschränkten Lage an. Genau das macht dieses Spiel auch so spannend für uns.

Abiotic Factor zeigt für mich einen der wichtigsten Punkte für Early Access Spiele: Es hat eine super solide Roadmap mit Zielen und geplanten Updates, um den Spielern das Gefühl von Sicherheit und einer Vision zu geben. Viele Spiele erscheinen im Early Access und kriegen dann mal regelmäßig, mal unregelmäßig Updates. Das ganze kann gut gehen, wenn die Abstände der Updates nicht so riesig werden. Natürlich kann es bei großen Content-Updates mal eine ganze Weile dauern, bis alles bereit ist, aber mit einer Roadmap kann man den Spielern die Angst vor einem verlassenen Spiel schon mal etwas nehmen. Abiotic Factor macht das meiner Meinung nach großartig. Direkt auf der Steam-Seite sieht man die Roadmap, die auch grobe Release-Termine für die Updates angibt. Genau sowas sollten Early Access Spiele wenn möglich immer geben, finde ich. Es ist natürlich nicht bei allen Spielen und auch Teams dahinter möglich, aber es erleichtert für mich die Kaufentscheidung massiv.

Ist ja nett, wenn es da gute Spiele gibt. Aber warum warte ich nicht einfach auf den vollen Release?

Diese Frage könnte jetzt aufkommen, deswegen möchte ich darauf unbedingt nochmal eingehen. Natürlich ist es immer schön, wenn man ein volles, fertiges Spiel genießen zu können. Viele möchten sicher auch nur genau das, fertige Erfahrungen ohne Risiko oder noch zu große Veränderung durch Patches. Das Gefühl, was dir ein Early Access Spiel aber viel besser geben kann als fertige Spiele, ist das Gefühl von Verbundenheit mit Entwicklern. Über die Monate und Jahre einige Patch-Notes zu lesen, zu merken wie die Entwickler das Feedback der Community ernst nehmen und das Spiel zu einem insgesamt meistens besseren Produkt heranzüchten ist etwas ganz besonderes. Balancing von Spielen ist eine sehr delikate Angelegenheit und gerade in Spielen, die sehr viel Balancing benötigen, ist eine Early Access Phase meines Erachtens nach oft vom Vorteil. So kann der volle Release vom Spiel dann mit einem viel feineren Gameplay und einer insgesamt besseren Spielerfahrung starten.

Nicht nur Positives

Leider gibt es im Early Access – Kosmos auch einige negative Beispiele. Manche Spiele, die in den Early Access erscheinen und dann einfach ewig keine Updates bekommen. Oder Projekte, die seit über 10 Jahren in Entwicklung sind und man kein richtiges Ende in Sicht hat. Durch die Teilnahme an der Entwicklung sieht man leider auch viel direkter, wenn ein Spiel mal scheitert und dann nicht mehr weiter produziert wird. In solchen Fällen, besonders auch weil man ja bereits Geld für das Spiel bezahlt hat, tut sowas dann immer nochmal etwas mehr weh.

Abschließend möchte ich aber nochmal ausdrücken, wie sehr ich dieses Programm liebe. Es hat der Community so viele tolle Spiele gebracht und tut dies auch weiterhin. Selbst der absolute Überflieger Baldur’s Gate 3 war über einen kleinen Zeitraum im Early Access verfügbar, um wichtige Gameplay-Details zu verfeinern und mit der Community zusammen anzupassen. Indie-Hits wie Hades 1 und 2, der Strategie-Gigant Rimworld (der Early Access war außerhalb von Steam) und viele weitere haben massiv davon profitiert, dass Spieler sie bereits während der Entwicklung unterstützen und natürlich auch kritisieren konnten. Jeder muss selbst wissen, ob man das Geld für ein unfertiges Produkt in die Hand nehmen möchte. Im Gegensatz zu unzähligen unfertigen, kaputten und teilweise unspielbaren AAA-Games weiß man hier allerdings, dass man ein Produkt in einem nicht fertigen Zustand kauft.

Quellenangaben:

Yosunai

Nerdig, nonbinary und von Natur aus neugierig. Von mir kommen hier Beiträge zu ziemlich verschiedenen Themen. Meistens Dinge, die mich begeistern. Ich sammle Artbooks, Schallplatten mit Videospiel-Soundtracks und Hatsune Miku Figuren. Über Austausch und Diskussion freue ich mich immer sehr!

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2 Kommentare

    1. Es ist immer nur bei ein oder zwei Menschen so. Hier geht es ohne Probleme. Eine Vermutung war aber, dass es auch ein wenig dauert, bis das Update durch die ganzen Knotenpunkte im Netz durch ist. Ob das so ist, keine Ahnung. Ein Problem von dieser Seite aus kann ich zu 99 % ausschließen. Oder du musst dich einfach ein paar Minuten gedulden und später reinschauen.

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