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Warum entwickelt man ein schlechtes Gewissen beim Zocken? Ein paar Gedanken …

Wisst ihr noch damals, wie es war, als wir Kinder waren? Wir haben uns gefreut, einfach wieder etwas zu zocken. Verbrachten Stunden und oft komplette Wochenenden damit, uns durch ein Spiel zu wühlen. Dabei haben wir uns nie Gedanken gemacht, was passiert. Wir hatten entweder alleine oder mit den Freunden Spaß mit unserem Hobby. Sofern wir nicht gerade die fünfte Arbeit in der Schule versemmelt haben, war alles in Ordnung. Es war normal, dass die Kinder eine geistige Auszeit von der Schule nehmen.

Plötzlich wurde man langsam erwachsen…

Wenn wir uns das Leben als eine Art Reise vorstellen, gibt es immer wieder kleine Ziele, die wir erreichen wollen. Ob man ein Kind ist oder ein junger Teenager oder später dann ein junger Erwachsener ist. Die Ansicht an das Leben ändert sich. Man entwickelt weitere Interessen und fängt an, für das Leben sich vorzubereiten. Das hier natürlich das Zocken nicht das alleinige Hobby darstellt, ist jedem klar. Aber warum habe ich dann eigentlich angefangen, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn ich eine Runde zocke? So richtig klar geworden, ist mir das vor ein paar Jahren. Ich konnte mich nicht einfach hinsetzen und entspannt eine Runde spielen. Ständig ist mir etwas in den Kopf geschossen, das unbedingt erledigt werden musste. Ein Gefühl, etwas zu verpassen, solange man auf der Couch oder vor dem Monitor sitzt.

Wir werden von der Gesellschaft erzogen, immer in einer Art und Weise Ergebnisse zu bringen und die Zeit, die wir haben, sinnvoll zu nutzen. Nur wer sagt uns eigentlich, was sinnvoll ist und was nicht? Liegt das nicht im Ermessen der Person, was sinnvoll ist? Sollte jemand unser Hobby nicht mögen, warum nehmen dann solche Menschen so einen großen Einfluss darauf, ob wir z.b spielen? Je älter ich wurde, desto mehr wurde Erfolg in den Mittelpunkt des Lebens gerückt. Die Erwartung an meine Person hat sich geändert. Hier wurde mir oft gesagt, dass sich bestimmte Dinge nicht gehören in meinem Alter.

So bin ich dann langsam zu folgenden Schlussfolgerungen gekommen. Ob diese wirklich zutreffend sind, lasse ich mal außen vor. Für mich machen sie mit der oben genannten Frage am meisten Sinn. Einiges kann ich auch direkt bestätigen aus meinem Leben.

Mein Grund Nr. 1: Zeitverschwendung

Viele Menschen empfinden das Spielen als unproduktive Tätigkeit, die wertvolle Zeit verschwendet, die für wichtigere Aufgaben genutzt werden könnte. Das ist für mich ein Faktor, der durch die Gesellschaft geprägt ist. Die Zeit, die man hier alleine verbringt, könnte man auch z.b in guter Gesellschaft oder mit der Familie verbringen. Für mich ist es aber wichtig, ob ich mich dabei bewusst gegen die Familie als Beispiel entscheide oder ich mit meiner Familie Zeiten für mich einplane. Hier wird oft einfach nur das Zocken als Kinderkram abgestempelt.

Mein Grund Nr. 2: Pflichten werden vernachlässigt

Spieler könnten ihre beruflichen, schulischen oder familiären Pflichten vernachlässigen, was zu einem schlechten Gewissen führt. Ein Grund, den ich so nicht komplett bestätigen kann. Vor allem in einem jüngeren Alter ist dies einfach. Welten Online zu erkunden oder riesige Open World Games sind natürlich etwas Tolles. Das man die Zeit komplett vergisst, ist mir natürlich auch passiert. Trotzdem halte ich es für möglich, dies alles unter einen Hut zu bekommen. Sofern man nicht komplett dem Spiel verfällt und unüberlegt seine Existenz in Gefahr bringt. Besonders die folgenden Punkte fallen mir hier ein.

  • Suchtverhalten: Einige Menschen entwickeln eine Abhängigkeit von Videospielen, was ihnen ein schlechtes Gewissen bereitet, weil sie die Kontrolle über ihr Spielverhalten verlieren.

  • Finanzielle Belastung: Der Kauf von Spielen, Konsolen oder Mikrotransaktionen kann finanzielle Belastungen verursachen, die zu Schuldgefühlen führen. Ebenso zu finanziellen Schwierigkeiten, um seine Lebenshaltungskosten zu decken.

Mein Grund Nr. 3: Vorurteile und Stigmatisierung

Ich habe in meinem Leben oft gehört, ich bin „faul“ oder „unreif“ für mein Alter. Warum ich mir den kein richtiges Hobby suche. Zocken gehört sich nicht für einen 24-Jährigen. 30-Jährigen und nun 42-Jährigen. Auf die Frage hin, warum es den besser sei am Wochenende sich die Birne wegzuballern und Unmengen an Geld für Alkohol auszugeben, gab es nie eine Antwort. Die Gesellschaft akzeptiert in gewissen Maße das Komasaufen, aber zocken, wird mit Vorteilen überschüttet. Ganz nebenbei gehört auch das Sammeln von Comics und Manga dazu, was eigentlich nur die Kinder machen. Ihr versteht bestimmt, worauf ich hinaus will.

Mein Grund Nr.4: Soziale Isolation

Du gehst nie unter Menschen. Du hockst nur alleine daheim herum. Dinge, die man oft hört. Möchte hier nicht sagen, das extremes Zocken der sozialen Interaktion förderlich ist. Aber auch hier ist ein gut dosierter Rahmen nicht schädlich. Nicht jeder Mensch ist gleich. Was für andere die Party ist um sich zu erholen ist das für introvertierte Menschen wie mich das alleine sein. Ich habe damals viel gezockt und ich habe trotzdem Freunde gefunden und habe mit Ihnen etwas unternommen. Ich habe mich bis zum heutigen Tag in meinem Umfeld sehr wohlgefühlt und trotzdem benötige ich eine kleine Auszeit gelegentlich. Das dies nicht bei jedem zutrifft, ist mir klar. Alles über einen Kamm scheren muss man aber nicht.

Ich zocke trotzdem weiter

Ich bin einfach in einem Alter, bei dem ich jetzt sagen kann, ich mache alles bewusst. Ein schlechtes Gewissen habe ich auch heute noch gelegentlich. Aber wisst ihr, was sich geändert hat? Ich bin reifer und bewusster meiner Entscheidungen gegenüber geworden. Für mich spielt es keine Rolle, was andere denken, was ich mache. Es ist mein Leben. Im Feierabend nach knapp 12 Stunden arbeiten, einkaufen und sonstigen Verpflichtungen, die das Leben einem auferlegt, darf ich auch mal 2–3 Stunden nichts tun und meiner Sucht dem Zocken frönen.

Machen wir uns einfach nichts vor. Jedes Hobby, egal in welchem Bereich, birgt Risiken. Ein Sturz beim Sport auf den Kopf kann genauso Probleme bereiten wie das Vereinsamen in seinem Zockerzimmer. Gesellschaftlich gesehen ist alles nicht Ordnung. Die Frage ist, welche Gesellschaft frage ich? Was bei uns normal ist, kann in einem anderen Land schon wieder negativ aufgefasst werden.

Das größte Problem, was ich hier sehe, ist einfach das eigene Umfeld. Jeder hat seine Einstellung und Ansichten und möchte auch gerne, dass man selbst dieser Auffassung ist. Eigene Ansichten spielen im großen Rudel kaum eine Rolle und trotzdem versucht man sich ein wenig anzupassen. Wie weit das Ganze geht, hängt immer an der Person selbst. Hoffentlich, das aber nur in einem Rahmen, in dem man sich noch selbst wohlfühlt. Wir haben einfach vergessen, Spaß an etwas zu haben, weil es uns gefällt. Stattdessen haben wir keinen Spaß, weil die Außenwelt uns ihre Meinung aufdrücken will. Mehr Erfolge statt geistige und körperliche Erholung.

Wie findet ihr das Ganze? Geht es euch auch so? Habt ihr auch solche Gedanken und wie geht ihr damit um? Sagt es mir ruhig in den Kommentaren.

Sanel

Gründer von nerdjunk.de und vollkommen planlos in die Erstellung gegangen. Liebt Manga, Anime, Games, Movies und vieles mehr, womit man seine Zeit sinnlos füllen kann. Spaß muss es machen. Die Zeit für das Hobby fehlt, aber daran sind wie immer die anderen Schuld.

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