DiabetesThemenwelten

Wenn man seine Meinung einem Diabetiker gegenüber lieber für sich behalten sollte

Es ist inzwischen eine Weile her, als wir hier das letzte Diabetes-Thema hatten. Auch heute geht es weniger um den Diabetes an sich, sondern eher, wie andere Menschen mit ihm umgehen. Oder sagen wir, wie sie glauben, damit richtig umzugehen.

Wir hatten da schon einen eher lustigen Beitrag, was manche Menschen als die einzig wahre Meinung ansehen. Sofern ihr Interesse habt, könnt ihr den Beitrag auch gerne hier noch einmal nachlesen:

Das heutige Thema ist mehr der eigentliche Umgang mit dem Diabetes an sich. So richtig bemerkt habe ich das persönlich nicht, sondern wurde mir vor ein paar Tagen vor Augen geführt. Dabei sind einige banale Dinge dabei als auch ein paar mit wirklich unverschämten Aussagen. Finde es grundsätzlich nicht verkehrt, sich um seine Mitmenschen zu sorgen. Leider führt dies aber oft dazu, dass man bevormundet oder man in ewigen Diskussionen landet. Sowohl das eine als auch, dass andere ist nicht gerade angenehm.

Deshalb einmal hier drei Punkte, die mir wieder in Erinnerung gekommen sind.

1. Für dich habe ich was anderes gekocht

Das ich gerne etwas esse, ist jetzt nicht unbedingt neu. Macht ihr bestimmt auch sehr gerne. Als Diabetiker passe ich auch nicht unbedingt so genau auf, was ich zu mir nehme. Nicht unbedingt, weil es mir egal ist, sondern weil es einfach manchmal nicht möglich ist. Darunter fällt auch der Besuch in einem Restaurant oder wenn man von Freunden bekocht wird. Dabei sind Pommes nicht immer Pommes. Ob in der Umluft Fritteuse zubereitet oder im puren Fett, spielt da schon eher eine Rolle. Eine Sache bleibt aber immer konstant, und das ist die Menge, die man sich auf den Teller schaufelt. Hier können wir wenigstens ein wenig abschätzen, was wir an Insulin uns reinjagen müssen, um nicht komplett zu entgleisen.

Kein Verständnis habe ich dann, wenn man mir nicht zutraut, abschätzen zu können, was ich bei einer Einladung zu mir nehmen darf. So habe ich dann in einer Gruppe von sechs Personen ein eigenes Menü bekommen. Als größtes Argument galt hier, dass man sich bei Google informiert hat und ich das ohne Probleme essen könnte. Wäre nicht so schlimm gewesen, wenn es etwas Richtiges gewesen wäre. Bisschen gekochtes Gemüse und eine Brühe ohne irgendwelchen Inhalt empfand ich dann doch ein wenig übertrieben. Von Salz oder anderen Gewürzen wollen wir hier nicht reden.

Ebenso unverständlich empfand ich dann auch, dass man mich eigentlich nicht an das andere essen lassen mochte, da man Angst hatte, einen Krankenwagen zu rufen.

Auch wenn ich das Ganze recht locker gesehen habe und die Person wirklich nur das Beste wollte, so habe ich mich trotzdem etwas geärgert. Warum man sich mit mir in eine Diskussion verstricken muss, um mir zu erklären, was ich darf oder nicht, ist hier definitiv der falsche Weg. Wir Diabetiker machen das unser ganzes Leben lang. Hier benötige ich niemanden, der mir sagt, was ich tun und lassen soll.

Fairerweise muss ich sagen, ich werde tagtäglich gefragt, ob ich dies oder jenes essen darf. Auch plötzliche Entschuldigungen, weil mir etwas mit Zucker in die Hand gedrückt wurde. Dies empfinde ich nicht als schlimm oder abwertend. Das zeigt mir nur, die Person hat nicht daran gedacht und macht sich Sorgen um mich.

2. Ich möchte nicht das du uns fährst

Vielleicht ein Punkt, den ich ein wenig verstehen kann. Hier war der Hintergrund, dass wir uns eine Stadt anschauen wollten und am Abend noch etwas essen und trinken gehen. Da ich selbst Alkohol nur selten trinke, habe ich mich als Fahrer zur Verfügung gestellt. Somit musste ich also nüchtern bleiben. Wir sprechen hier von ca. 300 km kompletter Strecke.

Keine 2 Tage vor der Fahrt hat sich dann jemand hinzugesellt und hat auch gleich seine Meinung zu mir geäußert. Er war geradezu in Rage und wollte nicht, dass ich fahre. Ob das jetzt an mir lag oder an meinem Diabetes, kann ich nicht sagen. Argumentiert wurde damit, dass ich ihn umbringen könnte, wenn etwas mit meinem Diabetes sei.

Sofern das Problem meine Person sein sollte, hätte ich da weniger Probleme. Doch einfach den Diabetes nach vorn zu schieben in solchen Situationen ist eher kontraproduktiv. Alleine die Aussage, dass man jemanden umbringen würde, hat ein komisches Gefühl hinterlassen. Es hat auch nicht geholfen, dass die anderen Freunde der Aussage null Gewicht zugesprochen haben.

Fakt ist definitiv, dass auch Diabetiker die Arbeit tätigen können, wie gesunde Menschen. Da in diesem Fall alles bekannt war, konnte man sich auch passend darauf vorbereiten. Probleme können durch den Diabetes immer vorkommen, aber in dieser Situation ist er berechenbar. Ein Unfall durch einen Betrunkenen am Steuer ist hier wahrscheinlicher.

3. Du bist widerlich

Ob ich lachen oder weinen soll, wusste ich in diesem Moment einfach nicht. Aber wie erklärt man das, ohne dass es seltsam klingt? Wobei sagen wir, ich weiß nicht genau, was ich dazu schreiben soll. Dies ist mir nur einmal passiert und hat mich dann doch umgehauen. Normalerweise kann ich in den meisten Situationen kontern und meinen Standpunkt darlegen. Hier aber konnte ich nichts machen. Kopf hat komplett versagt.

Hintergrund ist der, dass ich eine Frau kennengelernt habe. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und alles super. Da es Winter war, war man natürlich gut eingepackt und ich habe bis dato auch nichts von meinem Diabetes erzählt. Nach ein paar Treffen hat sie dann auch meine Pumpe am Gürtel hängen sehen. So nahm es dann auch seinen Lauf, das sie ein paar Fragen hatte. Wie immer das Übliche. Tut, dass den nicht weh oder wie es dazu gekommen ist etc.

Wir sind uns definitiv schon ein wenig näher gekommen, doch was jetzt für eine Aussage folgte, hat mich echt überrascht.

Ich finde es toll, dass es solche Hilfen gibt, aber ich finde das total widerlich. Ich könnte nicht mit jemandem zusammen sein, der diese Dinge am Körper hat.„

Hätte Sie mich als Arschloch betitelt, wäre das definitiv einfacher gewesen. Zu hören, das man widerlich ist, hat dann doch eine größere Wirkung hinterlassen. Davon abgesehen, dass diese Dinge mir das Leben erleichtern, gibt es keine Erklärung für Ihre Aussage. Mag vielleicht sein, dass es etwas seltsam ist, 2 Dinge am Körper kleben zu haben, aber das als widerlich zu bezeichnen ist dann doch etwas hart. Zumal heißt das auch, ich bin wohl komplett uninteressant, um darüber hinwegzusehen. Egal, wie man es dreht und wendet, ich habe erst einmal schlucken müssen.

Es gab einfach für mich in dieser Situation eine richtige Aktion. Ich bin aufgestanden und bin gegangen. Wie erwartet, habe ich auch seitdem nichts mehr von der Dame gehört.


Was bleibt hier noch groß zu sagen. Manchmal ist Schweigen wirklich Gold. Theoretisch gibt es noch viele Situationen, die mir einfallen könnten, aus meinem Leben. Doch immer kann man das Ganze darauf kürzen, dass jemand sich vielleicht ein wenig Gedanken macht und dann im ungünstigen Zeitpunkt etwas Dummes sagt. Sollte euch das mal passieren, hört lieber auf euer Gegenüber und behaart nicht auf eure Meinung.

Sanel

Gründer von nerdjunk.de und vollkommen planlos in die Erstellung gegangen. Liebt Manga, Anime, Games, Movies und vieles mehr, womit man seine Zeit sinnlos füllen kann. Spaß muss es machen. Die Zeit für das Hobby fehlt, aber daran sind wie immer die anderen Schuld.

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