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Bevor wir mit dem eigentlichen Beitrag beginnen, wollte ich etwas in eigener Sache sagen. Dies richtet sich vor allem an euch bzw. die Besucher vom Blog. Ich hätte es mir nie vorstellen können, dass ich so viele Rückmeldungen erhalte, was meine Erfahrungen angeht. Ebenso, dass viele von euch auch persönliches mit mir teilen und um die Erfahrungen meinerseits dazu hören wollen. Dafür einmal ein ganz großes Dankeschön von mir. Dies zeigt mir, dass ich nicht ganz so auf dem Holzweg bin, mit meiner Entscheidung über Diabetes auf einem Nerdblog zu schreiben.
Dabei erreichen mich recht viele Anfragen sowohl direkt in den Kommentaren als auch per E-Mail. Der Großteil dazu ist eher die Unsicherheit, wie man in einigen Situationen reagieren sollte. Was rege gefragt wird, ist derzeit die Art und Weise, wie die YpsoPump funktioniert. Genau dazu möchte ich heute ein paar Worte loswerden. Dabei ist mir eine ganz spezielle Frage von Lena (danke für die Genehmigung, dich hier erwähnen zu dürfen) ins Auge gefallen. Dieser bezieht sich direkt auf den Algorithmus und warum man einiges nicht tun sollte.
Deshalb habe ich hier einmal die Fragen zusammengetragen, damit die nachfolgenden Besucher diese direkt sehen können.
Bitte bedenkt, dass ich euch keine Anleitungen und Therapievorschläge geben kann. Ich spreche hier wirklich rein aus meiner Erfahrung. Sollte ich hier bei einigen Dingen eventuell falschliegen, gebt mir gerne eine Rückmeldung. Grundsätzlich gilt, dass jeder für sich selbst entscheiden und abwägen muss, wie er mit seiner Therapie umgeht. Alles blind annehmen, ist nicht der richtige Weg.
- Was ist denn überhaupt wichtig für den Start?
- Warum soll ich keine eigenen Eingriffe beim Anfang machen?
- Werte, bei denen ich einen Bolus brauche, aber vielleicht nicht den vollen Bolus. Was tun?
- Ich verstehe irgendwie nicht, warum man den CGM Wert im Automodus nicht berücksichtigen sollte?
- Wie benutzt du „Mahlzeit“ eingeben?
- Bis zu welcher Menge gibst du eine „normale“ Mahlzeit/Snack ein?
Was ist denn überhaupt wichtig für den Start?
Das ist eigentlich das Wichtigste an der ganzen Therapie. Ihr müsst die Pumpe mit den richtigen Daten füttern, damit sie den Rest wie Korrekturen richtig abgeben kann. Dazu solltet ihr folgende Punkte so genau wie möglich angeben:
- Gewicht: nicht schummeln. Anhand des Gewichts erfolgt die anfängliche Dosierung des Insulins
- Insulin/Tag: Eure durchschnittlichen Einheiten, die ihr am Tag benötigt.
- Zielwert: wählt euren Zielwert mit bedacht. Ihr könnt sogar mehrere Werte am Tag haben, sofern ihr das möchtet. Die Pumpe versucht, sich in dem Bereich einzupendeln.
- Insulinwirkdauer: je nach Insulin kann sich das unterscheiden. Bleibt hier bei der Empfehlung eures Arztes bzw. Beraters.
- Insulin Korrekturfaktor: wie viel korrigiert eine Einheit Insulin? Dies ist der zweitwichtigste Punkt in meinen Augen, da dieser zur Berechnung der Korrekturen genommen wird. Davon bekommt ihr im Normalfall nichts mit.
- BE/KH Faktor: der wichtigste Punkt in meinen Augen. Die Menge an Insulin um eine KH oder BE Einheit zu neutralisieren und somit dafür sorgt, dass ihr nach dem Essen nicht extrem in die Höhe schießt.
Warum soll ich keine eigenen Eingriffe beim Anfang machen?
Das ist ziemlich leicht und einfach erklärt. Der Algorithmus braucht Zeit, um sich anzupassen und selbst zu lernen. Jeder Eingriff bedeutet neue Informationen und demzufolge neue Informationen, die mit in den Algorithmus laufen. Hier solltet ihr im Normalfall versuchen, euren Alltag so normal wie nur möglich zu bestreiten. Nicht mit Absicht weniger oder viel mehr machen als üblich.

Sofern ihr hier keinen Unsinn macht, merkt sich der Algorithmus euren Verlauf mit der Zeit. Im optimalen Falle ist es so, dass ihr hier wirklich nur eure Kohlenhydrate eingeben müsst und der Rest sich dann wie von selbst löst.
Im Bild seht ihr meinen heutigen Verlauf. Das einzige Problem war hier das Essen um 12 Uhr, weil ich meinen Spritz/Ess-Abstand nicht eingehalten habe. Wie ihr seht, hat die YpsoPump für mich den Rest erledigt und passend dann korrigiert.
Da ich noch im Urlaub bin, hat die Pumpe eigentlich kaum was zu tun. Trotzdem schön, dass es funktioniert.
Dies funktioniert aber nur, sofern ihr den ersten Punkt in der Liste ordentlich eingegeben habt.
Werte, bei denen ich einen Bolus brauche, aber vielleicht nicht den vollen Bolus. Was tun?
Egal, wie man es dreht und wendet. Ihr solltet keine Kohlenhydrate unterschlagen. Jedes einzelne Gramm kann dafür sorgen, dass ihr später Probleme bekommt. Vielleicht ist das beim ersten oder zweiten Mal nicht so schlimm, doch das summiert sich mit der Zeit und der Algorithmus kann komplett zerschossen werden. Danach könnt ihr eigentlich wieder von vorn anfangen.
Für mich habe ich aber einen Weg gewählt, der bei mir recht gut funktioniert und die Pumpe auch alle Kohlenhydrate bekommt. Bei einem niedrigen Wert gebe ich einfach einen Teil des Essens als Hypobehandlung ein und den Rest nehme ich in voller Dosierung. Hier kann dann die Pumpe passend reagieren und weis dann auch, warum z.b der Blutzucker mehr ansteigt als normal.
Ich verstehe irgendwie nicht, warum man den CGM Wert im Automodus nicht berücksichtigen sollte?
Um es einfach zu sagen, ist der Algorithmus „dumm“. Alles, was ihr manuell eingebt, ist eine neue Information, die ihn dazu veranlasst, seine Werte anzupassen. Schlimmer an der ganzen Sache ist aber, ihr wisst nicht, wie viel aktives Insulin ihr derzeit im Körper habt.
Bei der YpsoPump seht ihr nur das aktive Insulin, welches ihr selbst zur Abgabe freigebt. Darin sind nicht inbegriffen die Korrekturen, die sie selbst abgibt. Als Beispiel wäre hier, wenn euer Blutzucker steigt. Die Pumpe selbst erhöht dabei die basale Rate. Je nach Anstieg und Höhe kann das locker bis 12 Einheiten/Stunde gehen. Solltet ihr nun etwas essen wollen und dabei den Wert selbst erhöhen, wird der Algorithmus das zum Anlass nehmen und seine Anpassungen überdenken. Anpassungen erfolgen in 8-12 Minuten Intervall von selbst.
Somit habt ihr zur Senkung eures Blutzuckers eine unbestimmte Menge an Insulin schon im Körper und ihr erhöht ihn noch einmal durch eure eigenen Anpassungen. Dies führt im schlimmsten Fall zu einer Überlagerung der Wirkung, die euch in kurzer Zeit Hypo werden lässt.
Später kann es dazu führen, dass ihr z.b in einer ähnlichen Situation mehr oder weniger Insulin erhaltet als nötig.
Wie benutzt du „Mahlzeit“ eingeben?
Die Erklärung steht eigentlich im letzten Punkt. Ich trage einfach meine Kohlenhydrate ein und lasse alles andere die Pumpe erledigen. Dabei achte ich so gut es geht, die richtige Menge an Kohlenhydraten einzugeben. Bei Gerichten, die man nicht wirklich wiegen kann, wie z.b Eintopf schätze ich das Ganze. Nicht unbedingt die beste Lösung, aber funktioniert relativ gut in meinem Fall. Selbst wenn eure Korrekturfaktoren nicht zu 100 % korrekt sind, wird hier der Algorithmus es im Hintergrund mit der Zeit anpassen.
Bis zu welcher Menge gibst du eine „normale“ Mahlzeit/Snack ein?
Um ehrlich zu sein, nutze ich die Snackfunktion gar nicht. Hypobehandlung und „Langsam resorbiere Mahlzeiten“ ist das Einzige, was ich wirklich nutzte. Alles andere trage ich ohne Wenn und Aber über das Bestecksymbol unten ein. Die Seitenleiste bei CamApsFX ist bei mir sehr selten in Gebrauch. Somit trage ich alles als Mahlzeit ein.
Sind wir aber mal ehrlich. Die Seitenleiste, in der die drei Punkte untergebracht sind, ist nichts weiter als die normale Mahlzeiten Eingabe. Hier hätten sie die Mahlzeiten und Snack ruhig weglassen können.
Das sollte es fürs Erste gewesen sein. Solltet ihr noch Fragen haben oder einen Fehler entdeckt haben, sagt mir ruhig Bescheid. Sollten weitere Fragen aufkommen, werde ich diese dann natürlich ergänzen.


