Der erste Tag mit der YpsoPump

Von Sanel I
21.10.2025 I

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Gestern war es so weit, und ich habe endlich die technische Einweisung in die neue Pumpe bekommen. Nach dem nicht ganz so guten Start war die Schulung umso besser. Zwar nicht ohne Probleme, aber dazu spĂ€ter etwas mehr. Wie einige wissen, bin ich hier mit gemischten GefĂŒhlen hin, da ich mich von meiner T-slim X2 ungern trennen wollte. Da meine neue Pumpe zum vereinbarten ersten Termin nicht versendet worden ist, hat es mich noch mehr verunsichert, als ich ohnehin schon war.

Die ersten Schritte

Wie ein kleines Kind habe ich mich erst einmal ĂŒber die Lieferung hergemacht. Das Zubehör war soweit komplett und man konnte direkt mit der Schulung beginnen. Interessant fĂŒr mich war hier auch, dass der Applikator mitgeliefert worden ist. Infusionsset und natĂŒrlich dann noch das Reservoir fĂŒr das Insulin. Das war es. Nicht viel, aber fĂŒr die ersten 15 Tage war es schon einmal genug.

Was als Erstes folgte, war die ErklĂ€rung der Pumpe und zu meinem Bedauern der erste Kontakt mit dem Touchdisplay der Pumpe. Dieser fĂŒhlte sich genauso an wie die Pumpe. Ziemlich trĂ€ge und langweilig, um ehrlich zu sein. Kein Vergleich zu der T-slim X2. Dort flutschte einfach alles wie von Zauberhand. Die ganzen Eingaben fĂŒr das basale Insulin dauerten Ewigkeiten.

Stellt euch einfach vor, ihr habt ein teures Handy, aber das Touchdisplay hat die QualitÀt eines Tablets aus dem 1-Euro-Laden. Oft war nach einem Nervenzusammenbruch dann endlich ein Wert eingegeben und man durfte zum NÀchsten.

GrundsĂ€tzlich fĂŒhlte sich der Rest der Pumpe ziemlich wertig an, kommt aber auch nicht von der Haptik an die alte heran. Vielleicht bin ich diese einfach nur inzwischen so gewohnt, dass ich hier keinen objektiven Blick mehr habe.

KanĂŒle, Inserter und das Infusionsset

Hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Die KanĂŒle selbst war die von mir bevorzugte Variante in 6 mm als StahlkanĂŒle. Ungewohnt war sie trotzdem in der vorliegenden Form. Hier gab es im Gegensatz zu der alten nur ein grĂ¶ĂŸeres Pflaster, welches die KanĂŒle an Ort und Stelle hĂ€lt, wĂ€hrend bei der alten diese zweigeteilt war. Dort war die Nadel an ein kleines Pflaster gehĂ€ngt und der Punkt zum Abkoppeln an einem zweiten Pflaster. Dies war praktisch, falls die Pumpe herunterfĂ€llt oder man am Schlauch hĂ€ngen bleibt. So zog man nicht direkt an der Nadel. Vielleicht nur ein kleiner Punkt, aber ein ziemlich praktischer. Auf der anderen Seite war dies bei der neuen nicht wichtig, da man alles ĂŒbers Handy steuert.

YpsoPump eigenes Infusionsset trÀgt den netten Namen Orbit, was auch ziemlich passt. Einmal angekoppelt am Körper, kann man den Schlauch 360 Grad drehen. Dies soll verhindern, dass sich der Schlauch zu sehr verheddert und Knickstellen bekommt. Im Bild oben ist dies der durchsichtige Bereich. Es ist jetzt ganz nett, aber nichts Berauschendes. HÀtte man sich auch sparen können. Der Orbit selbst ist ziemlich gewölbt, was ihn ein wenig vom Körper abstehen lÀsst. Sollte man etwas zu tief stechen, kommt einem die Hose eventuell öfter in die Quere. Das Ankoppeln kommt mir auch etwas schwieriger vor als bei den alten, aber es ist wahrscheinlich nur reine Gewohnheit.

Meine positive Überraschung war definitiv der Inserter. Dieser soll das Legen der KanĂŒle, also der Nadel, erleichtern. Ich habe die letzten 4 Jahre das Ganze per Hand machen mĂŒssen und habe öfter so doof gestochen, dass es richtig weh getan hat. Sofern etwas Widerstand da war, auch aufgehört und so weiter. Der Inserter umgeht das Ganze, indem er dir die Nadel unter die Haut jagt. Im wahrsten Sinne des Wortes. KanĂŒle einlegen. Kleber freilegen. Inserter spannen, anlegen und auf den Knopf drĂŒcken. Fertig.

Der erste Versuch hat mich echt Überwindung gekostet. Und wisst ihr was? Ich habe absolut nichts bemerkt. Ein recht leiser Klack und es war vorbei. Kein Schmerz. Kein Autsch. Nichts. Einfach klack und drin. Die 10 Minuten Mut sammeln zum DurchdrĂŒcken waren es nicht wert. Absolute Superklasse. Liebe ich jetzt schon ungemein.

Koppeln und los geht es

Schön wĂ€re es. Das Koppeln des Sensors und des Transmitters haben knapp 1 Stunde gebraucht. Problematisch waren hier die Übungsdaten, die an einen virtuellen Sensor und einer virtuellen Pumpe gekoppelt waren. Nachdem dieser nach Millionen von Versuchen endlich gelöscht war, ging es dann relativ flott und die Magie durfte starten.

Endlich konnte es losgehen. Mit dem Aktivieren des Auto-Modes gebe ich dem Algorithmus die Kontrolle ĂŒber die Abgabe des Insulins. Dieser passt das Insulin alle 8-12 Minuten an den Verlauf des Blutzuckers an.

War hier zwar ziemlich skeptisch, doch die ersten 24 Stunden waren der Hit. 100 % im Zielbereich bei mir. Die grĂ¶ĂŸten Ausrutscher, die ich hatte, waren die, als ich vergessen habe, der Pumpe zu sagen, dass ich ein paar Kohlenhydrate zu mir genommen habe. Zum GlĂŒck war es nicht viel, aber es hat gelangt, den Algorithmus zu testen. Dieser hat auch hervorragend funktioniert und hat den Zucker zwar recht langsam, aber dafĂŒr kontinuierlich in Richtung Zielwert gebracht.

Auch das leidige Thema Dawn PhÀnomen hat die Pumpe gut gemeistert. Zwar war der Blutzucker höher als bei der alten, aber hier muss man der KI Zeit geben zum Lernen.

Laut der netten Auswertung war die Pumpe gestern auch 98 % der Zeit mit dem Handy verbunden und der Algorithmus aktiv. Handy war die meiste Zeit bei mir in der Hosentasche und die Pumpe auf der gegenĂŒberliegenden KörperhĂ€lfte. Die Verbindung klappt hier also bis jetzt auch ohne Probleme.

Positiv empfand ich auch, dass die Pumpe wohl ein Update bekommen hat, was die Schnelligkeit der Abgabe des Insulins angeht. Diese wird um einiges langsamer abgegeben als die Modelle, die ich zum Begutachten hatte. Zum GlĂŒck, weil ich das Ganze als einfach zu unangenehm empfunden habe.

Positiv beeindruckt

Nach dem ersten Tag kann ich schon einmal einen recht positiven Eindruck verkĂŒnden. Wenn ihr euch mal das unten gezeigte Bild anschaut, werdet ihr verstehen. Der blaue fette Verlauf im Bild ist die Abgabe des Insulins. Die Menge an Änderungen hĂ€tte ich nie schaffen können. Werde es auch nie schaffen können. Somit ist meine Hoffnung am ersten Tag bestĂ€tigt worden, dass eine stĂ€ndige Anpassung besser wĂ€re fĂŒr mich als das Starre von vorher.

Wochen kann es dauern, bis der Algorithmus gelernt hat und auch ich muss aufpassen, dass ich ihn mit den richtigen Daten fĂŒttere. Einfach mal blind etwas eintragen, wie bisher ist leider nicht. Falsche Daten bedeuten schlechte Korrekturen und Werte. Daran muss ich mich gewöhnen. Immerhin ĂŒbernimmt nun die Korrektur jemand anderes.

Jetzt heißt es fĂŒr mich auch mal alltĂ€gliche Dinge erledigen und die Pumpe im normalen Leben testen. FĂŒr diese Woche habe ich noch Schonfrist bekommen, doch ab nĂ€chster Woche geht es wieder auf die Arbeit. Die Gefahr, eventuell doch Hypo zu werden, ist nicht gerade klein. Hier hoffe ich, dass CamAPS FX sich schnell anpassen kann.

Praktischer Nebeneffekt war aber auch, dass ich weniger Insulin fĂŒr den Tag gebraucht habe. Mein Zucker war konstant und ich war nicht so hungrig. FĂŒhle mich momentan auch um einiges wacher und fitter. Ohne die ganzen Achterbahnfahrten ist das Leben gar nicht so ĂŒbel.

Sobald ein paar Wochen ins Land gezogen sind, werde ich euch ein Update der Situation geben. DrĂŒckt mir die Daumen, dass es so bleibt, wie es gestartet ist.

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Sanel

GrĂŒnder von nerdjunk.de und vollkommen planlos in die Erstellung gegangen. Liebt Manga, Anime, Games, Movies und vieles mehr, womit man seine Zeit sinnlos fĂŒllen kann. Spaß muss es machen. Die Zeit fĂŒr das Hobby fehlt, aber daran sind wie immer die anderen Schuld.

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