ACHTUNG: Spoiler kommen vor. Ihr seid somit gewarnt worden.
Vor genau 1 Stunde war es so weit. Meine Reise mit Clair Obscur hat ein Ende gefunden. Der letzte Boss ist besiegt und ich sitze da und kann mir ein paar Tränen nicht verkneifen. Persönlich konnte ich es einfach nicht mehr abwarten, um zu erfahren, was mich am Ende erwartet. Dabei habe ich vor mir noch einige optionale Bosse und viele unentdeckte Gebiete, die vor mir liegen.
Dachte immer, es kommt kein Spiel mehr, das mich wirklich von Anfang an so fesseln würde, wie es dieser Titel aus dem französischen Nachbarland getan hat. Hier hat einfach ungelogen so viel zusammengepasst, dass es erschreckend ist zu hören, dass nur 30-40 Entwickler daran gesessen haben. Warum es dann große Entwickler nicht hinbekommen, ist für mich nach dieser Erfahrung ein absolutes Rätsel.
Es geht schon los in den ersten paar Minuten. Das Tutorial und die Vorstellung der Charaktere sind so schön gemacht, dass es eine wahre Freude war. Vor allem die Musik war das Erste, was mich so richtig vom Hocker gerissen hat. So passende Töne habe ich lange nicht mehr gehört. Dabei bekommen wir im Laufe des Spiels sehr viele eingesungene Lieder, die es wirklich in sich haben. Die Optik braucht sich hier auch nicht zu verstecken. Diese ist für mich durchweg wunderschön. Stellenweise sehr bedrückend, aber immer sehr passend.

Wie es nun einmal für ein Rollenspiel üblich ist, bekommen wir eine große Hintergrundgeschichte erzählt. Meistens haben wir einfach immer den gleichen Ansatz und dieser wird bis auf letzte durchgezogen. Hier geht Clair Obscur einen etwas anderen Weg. Hier erfahren wir viel über unsere Mitmenschen und was sie beschäftigen. Was in der Welt passiert und vor allem, was es mit den ominösen Expeditionen auf sich hat. Zwar wird das Ganze langsam aufgebaut, bis wir uns eine erste Theorie zusammenbauen können, doch der Grundton wird hier schnell klar. Es ist eine dunkle Welt, in der wir bei Clair Obscur leben.
So machen wir uns auf den Weg und erkunden einzelne Instanzen der Welt und bekommen Stück für Stück die Welt näher gebracht. Dabei oft sehr bedrückend und beklemmend, dass ich hier echt oft mit den Tränen gerungen habe. Aber wo Schatten sind, gibt es auch Licht. Soll in unserem Falle heißen, es gibt so viele kleine lustige Dinge zu entdecken, dass ihr plötzlich nur noch loslachen könnt.
Eine große Überraschung für mich als alten JRPG Spieler war der Kampf. Dieser ist wirklich rundenbasiert, was heutzutage so gar nicht mehr vorkommt. Mir persönlich aber definitiv lieber als dieser ganze Echtzeit scheiß. Was am Anfang noch recht simpel war, wird mit der Zeit erweitert. Beim Voranschreiten in der Geschichte werden spezielle Konterangriffe hinzugefügt, und jeder Charakter hat sein eigenes System für den Kampf.

Im Kampf wird komplett auf Magiepunkte verzichtet. Hier ist es wichtig, eure AP (Aktion Points) im Auge zu behalten. Diese erhaltet ihr bei jedem erfolgreichen Treffer des Gegners. Einzelne Fähigkeiten verbrauchen bei Nutzung immer eine bestimmte Menge an APs. Somit ist ein gewisses Maß an Planung immer notwendig. Ebenso habt ihr am Anfang eures Zugs die Möglichkeit, den Gegner mit Freischüssen zu schwächen. Dabei ist ein AP ein Schuss. Danach folgt euer Standardangriff oder eine Fähigkeit. Das liegt ganz bei euch.
Sobald der Gegner am Zug ist, werden eure Geduld und euer Timing wichtig. Ihr habt die Möglichkeit, jeden Angriff zu parieren oder auszuweichen. Solltet ihr alle Schläge eines Gegners parieren, erfolgt von euch ein starker Angriffskonter. Später kommen dann noch Angriffe hinzu, bei denen ihr springen müsst, um auszuweichen und sehr starke Angriffe, die wiederum separat pariert werden müssen. Alle Angriffe werden euch immer anhand ihrer Art optisch passend angekündigt. Jetzt müsst ihr euch nur merken, welche Combo euer Gegner auf euch niederlässt. Hier variiert die Schlagabfolge bis zu 9 Angriffe hintereinander und vor allem auch mal zeitversetzt. Euch bleibt also nichts anderes übrig, als zu lernen, was euer Gegner macht.

Natürlich ist dies nicht das Ende. Eure Kämpfer können sogenannte Pictos ausrüsten. Diese verleihen eurem Charakter nicht nur bestimmte Bonuswerte, sondern auch eine aktive oder passive Fähigkeit. Habt ihr 4 Kämpfe erfolgreich mit einem ausgerüsteten Picto gemeistert, erlernt ihr diese Fähigkeit und könnt sie dann auch mit der Gruppe nutzen. Hierfür müsst ihr nur Lumina finden und euren Lumina-Wert erhöhen. Je mehr ihr findet, desto besser wird das Ganze. Jede erlernte Fähigkeit benötigt eine bestimmte Menge an Lumina-Punkten. Ihr könnt dann so viele Fähigkeiten anlegen, wie ihr Punkte zum Ausgeben habt. Sollte euch später eine andere Kombination an Fähigkeiten eher zusagen, ist das kein Problem. Fähigkeiten können jederzeit geändert werden.
Ab jetzt kommt nichts mehr Gutes
Vielleicht klingt es jetzt etwas überheblich, aber persönlich glaube ich, dass kein Spiel bald Clair Obscur das Wasser reichen kann. Nach knapp 200 Rollenspielen seit der NES Zeit überrascht einen kaum etwas. Doch die Jungs haben es geschafft. Ich hatte so viel Spaß und saß wirklich gespannt vor dem Bildschirm und konnte es nicht erwarten, weiterzumachen. Viele tolle Ideen und viele harte Wendungen in der Geschichte trugen dazu bei, oft einfach am Boden zerstört zu werden. Gegner, die einfach keine Gegner sind, sondern Menschen, die man verstehen kann. Ich bin oft im Geiste durchgegangen, was eigentlich Sache ist, doch so richtig bin ich bis zu dem einen Punkt nicht durchgestiegen. Das Zwischenmenschliche wird in dem Spiel sehr großgeschrieben. Tolle Charaktere, die eine tragische, aber schöne Geschichte erzählen.
Am Ende wusste man gar nicht, was man sagen soll. Ich saß einfach da und habe überlegt.
Sobald meine Nichte das Spiel durch hat, weiß ich, wo mein Weg mich hinführt. Eine weitere Runde Clair Obscur und die restlichen Quests erledigen, um wirklich alles gesehen zu haben.
Zum Abschluss hier einmal die Szene beim Endboss, die mich komplett umgehauen hat. Die Musik und das Wissen, warum der Kampf stattfindet, waren einfach unbeschreiblich.
Quellenangaben:
Bilder von https://proximonivel.pt , Quelle: https://mein-mmo.de , https://www.goha.ru