Wer gerne zockt, hat es ja schon mitbekommen. Die ersten Spiele knacken bald die 90 Euro und nach oben ist noch keine Grenze gesetzt worden. Für den ein oder anderen ist das verständlich oder auch nicht. Ich bewege mich hier eher noch ein wenig unentschlossen in der Mitte. Einige der oft genannten Gründe für die Erhöhung der Preise sind immer die gestiegenen Kosten für die Entwicklung. Dies mag ich nicht direkt abstreiten. Doch gehört zu einem guten Spiel noch lange nicht nur eine bombastische Grafik, die uns über andere Mängel des Spiels hinwegtäuschen soll.
Vielleicht mache ich mich bei vielen nun unbeliebt, doch ich dachte, es wäre an der Zeit vielleicht selbst ein kleines Statement zu diesem Thema zu machen. Nicht um die Firmen oder die Entwickler dahinter als unfähig darzustellen, sondern einfach das Ganze aus der Sicht eines Zockers zu zeigen. Ich denke, hier bin ich nicht komplett alleine mit der Meinung.
Nehmen wir hier einmal Blizzard und derzeit aktuell Ubisoft als Beispiel. Hinter den Spielen stecken hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Mitarbeitern verstreut in der ganzen Welt. Sie bauen uns komplett riesige Welten, in denen wir überallhin laufen und uns austoben können. Für mich wäre dies Punkt Nummer 1 auf der Liste, warum ich Preise nicht akzeptieren kann. Je größer die Welten, desto weniger spielerischen Inhalt gibt es in meinen Augen. Was nützen mir die unzähligen Aufgaben, wenn sie immer die gleichen sind? Man arbeitet einen Punkt nach dem anderen ab und lauscht den wirklich monotonen Dialogen der Charaktere und hofft alles schnell hinter sich zu bringen. Zu allem Überfluss will man dann noch, um 3 Tage früher spielen zu können, eine extra Pauschale von 20 euro etc.
Selbst wenn das nicht als Problem bestünde, kommen dann meistens noch die technischen Probleme daher, machen einige Spiele einfach unmöglich, diese am Anfang zu spielen. Oder es fehlen Inhalte oder werden erst nach Veröffentlichung hinzugefügt. Kann ich es eigentlich nicht erwarten, wenn tausend Leute an einem Spiel arbeiten, dass ich ein Produkt bekomme, welches funktioniert? Im richtigen Leben meckern die Leute, wenn es schon um 1 Cent geht. Hier bekomme ich ein Produkt hingesetzt und muss mir die Ausrede anhören, dass alles teurer geworden ist. Das mag sein, nur muss das Produkt dann auch entsprechend den Mehrkosten wert sein.
Hier ein paar Beispiele, was für mich dagegen spricht. Bei Diabolo 4 z.b haben wir im Endgame eigentlich immer nur dieselben Dungeons. Ubisoft gibt uns immer wieder die gleichen Aufgaben, die wir, wie eine To-do-Liste abarbeiten. Nintendo bringt mit Mario Kart das erste 90-Euro-Spiel auf den Markt, mit der Begründung, dass alles größer geworden ist. Technisch bewegt sich das Spiel aber nicht im High End Bereich. Das heißt, große Änderungen, die das Ganze wirklich mit viel Aufwand rechtfertigen, sehe ich hier nicht. Allgemein sind viele der neuen Titel einfach die alten Spiele, die an einigen Stellen erweitert worden sind. Große Entwicklung von Grund auf ist hier nicht. Meistens wird einfach lieblos das Ganze in ein anderes Setting gesteckt und wir sollen es kaufen.
Das die Entwickler hier einen schweren Stand haben, ist nicht abzustreiten. Sie müssen das umsetzen, was von oben befohlen wird. Höre deshalb auch oft, man soll das Spiel kaufen, um die Entwickler zu unterstützen. Und hier kommen wir zu einem Punkt, den ich so nicht hinnehmen kann.
Es gibt Bereiche im Leben, da müssen die Beschäftigten tagtäglich mit der schlechten Situation umgehen. Sei es in der Pflege, weil sich jemand beschwert, dass es nicht so läuft, wie es soll. Im Handel, weil eine Reklamation nicht innerhalb von 5 Minuten erledigt ist oder der Handwerker 5 Minuten später auf der Matte steht. Der Lieferservice ist nicht nach 10 Minuten da, weil man natürlich der Einzige ist, der gerade etwas möchte. Hier ist es einfach vielen egal, was im Hintergrund passiert. Zumal wir auch sagen müssen, dass Spiele nicht zum Leben notwendig sind. Viele haben auch einfach nicht die Möglichkeit, für ein Spiel 90 Euro zu bezahlen, weil das Private es nicht zulässt. Familie, Kinder und Dinge des alltäglichen Lebens stehen hier im Vordergrund. Es gibt in meinen Augen keinen Grund, die Preise für Spiele anzuheben, die 90 % nur lieblos nach Schema F produziert worden sind, um den Gewinn zu maximieren. Oder zahlt ihr im Restaurant das Essen, welches vom Vortag aufgewärmt worden ist?
Das es auch anders geht, zeigt ja auch das aktuelle Beispiel von Claire Obscure. Ein tolles Spiel für 49 euro und ein Team von glaube ich 40 Leuten. Es sieht gut aus, hat eine angenehme Größe und die Geschichte steht im Vordergrund. Keine Mikrotransaktionen, wo ich für 25 Euro mir eine neue Unterhose für meinen Charakter kaufen kann, sondern einfach nur das Spiel. Nicht mehr und nicht weniger. Das sieht man auch. Ebenso haben einige Indie Teams gute Spiele hervorgebracht, ohne den ganzen Rummel drumherum.
Wisst ihr was? Es läuft. Leute sind begeistert.
Sagt mir gerne eure Meinung in den Kommentaren. Denke, dass ich hier nicht der Einzige bin, der die Sache ein wenig kritischer sieht. Hoffen wir aber, dass es nicht noch schlimmer wird, als es schon ist. Immerhin sind wir alle Gamer und wollen einfach ein gutes Spiel spielen.
@nerdjunkblog Dass viele Spiele unfertig erscheinen, stört mich am meisten. Die Preisentwicklung stößt mir natürlich auch sauer auf, aber mal objektiv betrachtet: Wenn ich mir 1993 ein NES-Modul für 90 oder 100 Mark gekauft habe, war das unfassbar teuer. Beim Mega Drive konnten das auch mal bis zu 150 Mark sein – das hatte ich zwar nicht, aber es sei hier dennoch ins Feld geführt. Wenn einige Spiele nun 2025 90 Euro kosten, finde ich das auch krass. Aber relativ gesehen ist das ein Zurück zu alten Tagen und wir lassen eine Zeit hinter uns, in der Spiele vergleichsweise günstig waren. So lange wenigstens Nintendo an phyischen Spielen festhält und es damit einen Gebrauchtmarkt mit günstigeren Preisen geben kann, ist schon etwas gewonnen.
Das Spiele nicht unbedingt teurer geworden sind zu früher ist zwar richtig, doch für mich persönlich uninteressant und unwichtig. Hatte selbst nur bei Importversionen auf Super Nintendo und Mega Drive über 130 Mark bezahlt. Spiele waren alle damals beim Erscheinen bei ca. 90 Mark im Maximum. Wenn ich dann sehe, was ich heutzutage bekomme, rechtfertigt das in keiner Weise den Preis. Auch, dass du bei Nintendo zwar ein Modul bekommst, das aber nur als Lizenz funktioniert und ich dafür noch 10 Euro zahlen muss, finde ich nicht so schön. Solange das Spiel funktioniert und nicht die Kopie des Vorgängers ist, bin ich auch bereit dafür zu zahlen. Ansonsten warte ich wie die meisten dann auf einen Sale.
@nerdjunkblog Joa sollen se halt. Der Markt regelt. Da ich fast nie Spiele zum Vollpreis kaufe, sondern in der Regel 1-5 Jahre später mit ordentlich Nachlass, betrifft mich das nicht oder eben deutlich weniger.
Verstehe ich absolut. Bin auch dabei, dies so für mich zu versuchen. Bei einigen Titeln muss ich es leider immer noch so schnell wie möglich haben.
@nerdjunkblog Die Gründe liegen eher in immer größerer Gierlappigkeit bei den großen Publishern. Ich warte dann halt ein halbes Jahr bis zum Sale, denn der kommt so sicher wie der Bossgegner. 😉
Inzwischen auch absolut deiner Meinung. Doch einige Games wollen trotzdem sofort gekauft werden. Gierlappen bin ich leider immer noch in einigen Dingen.