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Godzilla Minus One – Der persönliche Krieg

Frisch zum Ende des Jahres kam für Godzilla Fans der heiß ersehnte Film “Godzilla: Minus One” in die westlichen Kinos. Meine Frau und ich sind mit hohen Erwartungen in den Kinosaal gestürmt, immerhin sahen die Trailer schon richtig gut aus. Wir haben große Action und eine tolle neue Godzilla Form erwartet. Und all das haben wir auch bekommen, doch dieser Film ist noch viel mehr. Er bietet den Zuschauern neben großer Action auch eine sehr tragische, emotionale Geschichte über Menschen, die vor dem Wiederaufbau stehen.

Dieser Artikel beinhaltet Spoiler zu den ersten 20-30 Minuten des Films.

Von der ersten Sekunde an mitreißend

Minus One verschwendet keine Sekunde, um euch mit den Charakteren vertraut zu machen. Der Kamikaze-Pilot Kōichi muss mit seinem Flugzeug auf einer kleinen Insel eine Notlandung hinlegen. Irgendein angeblicher technischer Defekt, den die Mechaniker auf der Insel reparieren sollen. Während er wartet, sieht er Tiefsee-Fische an die Küste spülen und hört von einer Sage der Ureinwohner, die von Godzilla sprechen. Nachts taucht die monströse Echse dann auch direkt auf und tötet durch das Zögern von Kōichi fast alle Mechaniker auf der Insel. Dieser erste Auftritt zeigt Godzilla noch als kleinere, nicht ganz ausgewachsene Echse und hat mich sehr an den T-Rex aus Jurassic Park erinnert. Godzilla legt ein grausames Verhalten an den Tag, agiert als Naturgewalt und zerstört alles, was der Natur schaden könnte, inklusive der Menschen. Dieser ganze Auftritt passiert in den ersten 10 Minuten und hinterlässt einen erschütternden Eindruck. Godzilla wirkt auch schon in seiner kleinen Form unbesiegbar.

Eine kaputte Welt mit kaputten Menschen

Kurz nach diesem Auftakt beginnt der zweite große wichtige Part der Geschichte: Die Geschichte der Menschen. Der Film fängt am absoluten Nullpunkt an. Der Krieg ist vorbei, doch Kōichis Eltern sind tot, sein Haus ist zerstört und er wird als Feigling und Kriegsflüchtling von seiner Nachbarin verurteilt. Die Menschen verhungern, haben keine Arbeit mehr und versuchen einfach nur, irgendwie in den Trümmern Tokyos zu überleben. Zudem findet Kōichi sich auch noch mit einer fremden Frau und einem Baby, welches nicht ihres ist, verbunden. Sie haben sich einfach bei ihm eingenistet.

Ab dieser Stelle schaltet Minus One einen Schritt zurück, nimmt sich Zeit für die Entwicklungen zwischen den Charakteren und der Verarbeitung des Traumas, das der Krieg hinterlassen hat. Kōichi nimmt einen gefährlichen Job als Minenjäger an, während die Frau in seinem Leben sich um das Baby und die Wohnlage kümmert. 

Godzilla und der Krieg

Die namensgebene Echse wächst im Laufe des Films zu seiner vollen Größe heran. Er scheint quasi mit Kōichi verbunden zu sein, da er immer wieder in seinem Umfeld auftaucht. Und mit jedem Auftritt hinterlässt er einen immer größeren Eindruck, nämlich den einer unzerstörbaren Naturgewalt. Solange er noch lebt, kann Kōichi nicht mit seinem Leben weitermachen. Er kann seine neuen Umstände und sein eigentlich schönes, kleines Leben nicht vollständig akzeptieren. Denn durch sein Zögern sind die Mechaniker auf der kleinen Insel gestorben. Ihre Fotos liegen immer noch bei ihm und verfluchen ihn.

Das Design von Godzilla ist in Minus One ist für mich das zweitbeste der neuen Generation, ganz knapp hinter Shin Godzillas wundervoll grausiger Transformation. Es zeigt ein Tier, welches sich durch Atom-Bomben zu einer brutalen Bestie entwickelt hat. Von einem kleinen Mythos auf einer Insel zu einem Tokyo-zerstörenden Monster. So ernst und grausam dieser Film auch ist, hat es mich trotzdem jedes Mal mit kindlicher Freude gefüllt, als sich Godzilla aufgerichtet hat, seine Rückenzacken aufgeleuchtet haben und er bereit war, alles in seinem Weg zu zerstören. Da kann sich der Godzilla-Fanboy in mir einfach nicht zurückhalten.

Sich selbst vergeben lernen

Dieser Film hat eine sehr starke Message gegen den Krieg und gegen Atombomben. Gegen die Zerstörung und das Leid was diese beiden Sachen produziert. Dinge, die nicht mehr zurückgenommen oder zurückgegeben werden können. Doch dieser Film hat noch eine viel wichtigere Nachricht für mich gehabt:

Um in die Zukunft schauen zu können, muss man sich selbst vergeben können.

Zwischen den Ereignissen wird Kōichi immer wieder zu seinem persönlichen Krieg befragt. Er kann nicht mit der Vergangenheit abschließen, denn Godzilla ist immer noch da draußen und könnte sein mühselig aufgebautes Leben zerstören. Doch neben dem Monster muss er auch seine inneren Dämonen bekämpfen. Das kann er nur durch die Hilfe der Menschen, die an ihn glauben. Menschen, die ihn nicht aufgeben, egal wie schlecht es ihm gerade geht.

Mein Fazit

Dieser Film war eine emotionale Achterbahnfahrt. Er hat mich jubeln lassen, Tränen sind geflossen und hat mich an den Kinosessel gefesselt. Auch wenn man mit Godzilla vielleicht noch keine Berührungspunkte hatte, lohnt es sich für die emotionale menschliche Geschichte über Neuanfänge, Familie, Wiederaufbau und Vergebung. Die Action-Sequenzen sind bombastisch und die ruhigen Momente treffen genau die richtigen Punkte, um den Zuschauer zu fesseln.

Yosunai

Spontaner Mitschreiber bei Nerdjunk. Hat wirklich keine Ahnung vom Blog-Schreiben, möchte es aber gerne mal ausprobieren. Liebt Indie-Spiele und Manga. Hat momentan zu viel Zeit und ist immer bereit, mal etwas Neues auszuprobieren. Hauptsache, es macht Spaß.

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4 Kommentare

    1. Vielen Dank! Shin Godzillas erste Form fühlte sich wirklich ungewohnt an, aber ich mochte auch dieses gewisse „Falsche“ an ihm. Wirkt dadurch so falsch wie das Leben von Godzilla in dem Film selbst auch ist. Aber die spätere Form ist dann wieder schön ikonisch gestaltet.

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